Sprockhövel. Ausstellung über Flucht und Vertreibung der Palästinenser in der Zwiebelturmkirche.

„Wenn man den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern ver­stehen will, muss man beide Seiten anschauen.“ Die Einschätzung von Pfarrerin Heike Rienermann ist ­gleichermaßen einfach wie offenkundig auch provozierend. In der Zwiebelturmkirche ist die Wanderausstellung „Die Nakba – Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948“ zu sehen.

„Unsere Generation hat in der Schule viel über den Holocaust gelernt, über diesen schrecklichen Teil der deutschen Geschichte und das Leid jüdischer Mitbürger sind wir sehr gut informiert. Dass das Glück des jüdischen Volkes, endlich wieder ein Zuhause zu haben, aber auch eine konfliktreiche Seite hat, damit will man sich vielfach nicht auseinander setzen“, so Rienermanns Einschätzung. Den Vorwurf, die evangelische Kirche mache sich zur Handlangerin des Antisemitismus, der die Redaktion der WAZ schon vor Ausstellungsbeginn erreichte, kommentiert Rienermann so: „Der Vorwurf greift deshalb ins Leere, weil es nicht um den jüdischen Glauben geht. Es geht ebenso wenig darum, die Existenzberechtigung eines jüdischen Staates in Frage zu stellen. Es geht nur darum deutlich zu machen, dass Hoffnung und Glück des jüdischen Staates auch eine Schattenseite haben.“

Über Pfarrerkollegin Rosemarie zur Nieden, die bis 1999 in Welper im Dienst war, ist der Kontakt zum Verein „Flüchtlingskinder im Libanon“ zustande gekommen, der die Ausstellung konzipiert hat. Zur Nieden bereist seit 2002 den Nahen Osten, beschäftigt sich mit der Geschichte Palästinas: „In den 1980er Jahren wurden die Archive geöffnet. Über Studien ist deutlich geworden, dass sich einiges, was seitens Israel als Wahrheit dargestellt wird, als Mythos entpuppt.“ Der Pfingstgottesdienst nahm Bezug auf die Ausstellung. Ein 17-jähriger Palästinenser und ein 12-jähriges jüdisches Mädchen wurden mit ihren Bitten zitiert, es möge Frieden werden, politisch Verantwortliche und Bevölkerung „die Konflikte ins Reine bringen“.