Sprockhövel. Holger Wanzke stand die dunkelrote Schürze gut, die er hinterm Tresen trug. In der Küche arbeitete Gerlinde Honke-Feuerstack an der Pfanne im Akkord. Unzählige goldgelbe Reibekuchen verließen am Freitagabend in Gesellschaft von Apfelkompott und Schwarzbrot die kleine Küche des „Spitzbub“ in Herzkamp, derweil sich in der urigen Gaststube die Besucher die Klinke in die Hand gaben, kaum dass das Restaurant geöffnet hatte.
Holger Wanzke stand die dunkelrote Schürze gut, die er hinterm Tresen trug. In der Küche arbeitete Gerlinde Honke-Feuerstack an der Pfanne im Akkord. Unzählige goldgelbe Reibekuchen verließen am Freitagabend in Gesellschaft von Apfelkompott und Schwarzbrot die kleine Küche des „Spitzbub“ in Herzkamp, derweil sich in der urigen Gaststube die Besucher die Klinke in die Hand gaben, kaum dass das Restaurant geöffnet hatte.
Für einige Stunden war es wie früher in der kleinen, behaglichen Dorfkneipe, und für einen Moment fühlten sich die Besucher an Peter Alexanders Schlager „Die kleine Kneipe in unserer Straße“ erinnert. Die Tische waren allesamt besetzt, an den Stehtischen standen die Gäste in Trauben und verbrachten einen geselligen Abend. Die Mitglieder der Bürgergemeinschaft Herzkamp kellnerten, servierten, zapften was das Zeug hielt.
Seit Herbst letzten Jahres ist die stilvolle Kneipe mit Speiserestaurant geschlossen. Verschiedene Versuche mit Pächtern waren schief gegangen, weil die keinen Draht zu den Herzkampern fanden, weil schließlich die Gäste ausblieben, das Restaurant trotz professionellen Managements nicht mehr profitabel war. Die Besitzerin der Immobilie, Angela Brier, hatte sich selbst irgendwann ebenfalls entschlossen, das Familienunternehmen nicht mehr selbst zu führen und sich beruflich umorientiert. Eine Umnutzung als Wohnimmobilie war im Gespräch, bevor sich die Bürgergemeinschaft dem Thema widmete. Zu den Gästen gehörten auch Dieter und Annette Gräfe, die immer noch sehr bedauerten, dass ihre Stammkneipe nun geschlossen ist: „Früher waren wir oft hier, mit Freunden, Freundinnen. Die Entwicklung kam dann aber nicht mehr so gut an, und so sind wir halt auch nicht mehr gekommen.“ Auf einer Tafel standen diesmal keine Tagesgerichte, sondern Nutzungsideen: VHS-Kurse, Jugendtreff, kleine Feiern, Filmvorführungen oder die Freitagskneipe – an Ideen mangelt es nicht. „Wir müssen über eine Gesellschaftsform nachdenken, mit der sich ein Nutzungskonzept realisieren lässt, denn wir müssten kostendeckend arbeiten“, skizzierte Holger Wanzke das Projekt. So werden zur Anschubfinanzierung Sponsoren gesucht, die mit kleinen Förderbeträgen Schützenhilfe leisten, bis sich das Konzept selbst trägt. Gerlinde Honke-Feuerstack sieht neben dem Thema Finanzen noch andere Aufgaben, die gelöst werden müssen: „Die beste Idee nutzt nichts, wenn es keine Bürger gibt, die sie umsetzen. Wir müssen das schon hier selbst in die Hand nehmen, Dienst tun, am Wochenende vielleicht als Ausflugscafé für Touristen hinter der Theke stehen.“