Sprockhövel. . Sprockhövels Rad- und Wanderweg: Immer wieder beschweren sich Bürger über die Verschmutzung.

Im Moment, in den Ferien, sieht es dort so aus: Rechts und links des Weges liegt eine weggeworfene Kekspackung, ein einzelner, eingetretener Kronkorken fristet ein einsames Dasein.

„So sauber habe ich den Weg echt noch nie gesehen“, sagt die 19-jährige Nadja Zabel. „Eigentlich ein kleines Wunder.“ Aber das halte bestimmt nicht lange. Jeden Tag läuft sie mit ihrem Hund die Strecke entlang und kann vergleichen. Gerade an der Grenze zum Hof der Gemeinschaftshauptschule, in der Nähe der Supermärkte, stapeln sich Leergut oder Verpackungen von Süßigkeiten. Die Mülleimer scheinen nur grob die Richtung vorzugeben, in die der Müll geworfen werden muss. Wenn sie überhaupt irgendwas vorgeben.

Dieses Bild bietet sich Nadja normalerweise. Den Müll verursachen vor allem Jugendliche und Schüler, das habe sie beobachten können. Eine Beobachtung, die andere Wanderer und Radfahrer mit ihr teilen. Niemand will sich da natürlich festlegen, keiner den Jugendlichen den Schwarzen Peter zuschieben. Der Verdacht bleibt. Auch wilde Müllkippen – Autoreifen und Kühlschränke – soll es mal am Wegesrand gegeben haben. Solche Großbaustellen sind eher selten geworden. Und Sprockhövels Bürger tragen stets ihren Teil dazu bei. Jedes Jahr findet die Aktion „Sprockhövel putz(t)munter“ statt, an der sich viele Vereine, Institutionen und Privatpersonen beteiligen. Die Aktion liegt noch nicht lange zurück, Ende April waren Putzwütige im ganzen Stadtgebiet unterwegs, auch an der Trasse. Beispielsweise nahmen sich die Mitglieder des Drachenboot-Teams Strandpiraten, die Kinder des KAZ-Familienzentrums, die Mitglieder des NABU Ennepe-Ruhr und die Treckerfreunde ein Stück Radweg vor. Aber auch die anliegenden Schulen samt Schüler waren mit dabei. Und da bleibt die Frage offen: Was bringt eine solche Putzaktion, wenn kein dauerhafter Erfolg oder ein Lerneffekt erkennbar ist? „Es ist schwer, die Verschmutzung der Wege dauerhaft abzustellen“, gibt auch Thomas Mai vom Sachgebiet Sicherheit und Ordnung zu. „Rein gar nichts bringt die Aktion, und warum soll ich da mitmachen, warum soll ich den Dreck anderer wegmachen?“, fragt ein Spaziergänger. Auch für den Wanderer ist klar: Schuld sind die Schüler und Jugendlichen.

Weniger Müll in den Ferien

Ein Indiz spricht für diesen Verdacht. Kaum sind Ferien, hält sich die Vermüllung in Grenzen, nicht nur am Übergang Hauptschule-Radweg, sondern auch am Haßlinghauser Busbahnhof. Hier streitet nicht einmal mehr Schuleiter Christoph Uessem ab, dass die Gesamtschüler ihren Teil zur Verschmutzung beitragen. Die „Beschwerde über Müll und Unrat am Busbahnhof Haßlinghausen“ schaffte es Anfang des Monats gar auf die Tagesordnung des letzten Beschwerde-Ausschusses. Einstimmiger Beschluss: Der Ausschuss hält die Beschwerde für berechtigt. Schülerpatrouillen samt Aufsichtperson sollen die Müllsituation im Zaum halten, so ein Lösungsansatz. Dass Jugendliche, die von etwa Gleichaltrigen auf ihr Fehlverhalten angesprochen werden – selbst wenn sie eine Aufsichtsperson im Schlepptau haben – , diese Arbeit auch wertschätzen, wie Thomas Mai es sich erhofft, sei dahin gestellt. Mai sieht übrigens Gruppenzwang und „cool sein“ als Grund für das Verhalten an.