15 Hobby-Köche haben mit Olaf Altenhain, Koch und Restaurantführer im Landgasthof „Auf dem Brink“, historische Rezepte ausprobiert.

In Zusammenarbeit mit Food-Journalistin Ira Schneider hat Altenhein einen Kochkurs-Zyklus konzipiert und initiiert, der sich an einem Kochbuch von Henriette Davidis orientiert.

„Wir haben einige der Rezepte von Henriette Davidis an den heutigen Gaumen entsprechend angepasst und entstaubt“, sagt sie. Der Kochkurs hat den Charakter einer Küchenparty und kulturgeschichtlichen Abendveranstaltung mit genussvollem Vier-Gänge-Menü. Fünfzehn Teilnehmer, die in Gruppen den einzelnen Gängen zugeteilt wurden, beschäftigten sich unter anderem mit Fragen nach der Bedeutung Davidis’ für die Bergische Küche und ihrem Pädagogikverständnis.

Die Mitarbeiter des Landgasthofes haben sich gerne bereit erklärt, das Kochen der kreativen Gerichte, die bis heute ihre Gültigkeit nicht verloren haben, zu unterstützen. „Wir sind mit vollem Herzen dabei, und bestimmt ist Davidis auch mal zu uns hochgefahren“, sagt Olaf Altenhain lachend. „Davidis’ Prinzipien wie Hygiene und Sparsamkeit sowie das Thema der regionalen Produktion sind heute hochaktuell“, sagt Schneider. „Obstsorten sind alle global orientiert, und so manche regionale tolle Frucht, wie zum Beispiel die Quitte, die nur gekocht zu genießen ist, gerät in Vergessenheit“ so Altenhain.

„Ich habe viele kleine Kniffe und Tricks gelernt, auf die man als normale Hausfrau nicht kommt“, erzählt Teilnehmerin Marianna Lumberg. Die 49-jährige Bankkauffrau kannte Davidis bereits und kocht zu Hause für Familie und Freunde selbst noch auf einem Holzkohleofen. „Sie hat mich schon immer fasziniert, und ich mag es, wie zu Omas Zeiten zu kochen“, verrät sie.

In diesem Jahr hätte Henriette Davidis ihren 210. Geburtstag gefeiert. Sie wurde 1801 in Wengern geboren und wirkte auch in und um Sprockhövel herum als Hauswirtschafterin, schuf den ersten deutschlandweiten Küchenratgeber mit Rezepten. Das von ihr verfasste „Praktische Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche“, welches seit 1845 in 60 verschiedenen Sprachen erschienen ist, unternimmt erstmals den Versuch, eine überregionale deutsche Küche des Bürgertums aufzuzeichnen.

So findet man bei Davidis, die auf eine gute und frische Küche bedacht ist, einfache Gerichte des Volkes und Anleitungen zur Haltbarmachung von Obst und Sauerkraut, genauso wie feine Speisen mit exotischen Zutaten wie Ingwer oder Ananas. Außerdem gibt sie Menü-Empfehlungen für Speiseanlässe, die für das aufstrebende Bürgertum in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur gesellschaftlichen Repräsentationspflicht gehörten.