Sprockhövel.

„Ich flehe Euch an: Bezähmt Eurer Finger Schar. Ich mag Euch nichts Abgegriffenes feilbieten!“ So sprachen sie damals, die Leute auf dem Markt, in den Burgen und Schlössern, zur Zeit von Rittern, Königen und Gauklern. Und genau in diese Zeit wurden die Gäste des Sprockhöveler Kinder-Spectaculums zurückversetzt, hinein in eine Zeit irgendwo zwischen dem 11. und 16. Jahrhundert.

Doch hauptsächlich gehörte am Samstag der Parkplatz vor der Volksbank an der Mühlenstraße den Kindern. Hier konnten sie Feuerspucker bewundern oder dem Narrenkai bei seinen Erzählungen lauschen, Kühe melken, sich ein Rennen auf Steckenpferden liefern oder mit Schwert und Schild kämpfen. Die Schwerter und Schilder bastelten die Kinder bei Schreinermeister Dietmar Bierenbreier.

Auch der fünfjährige Luca hat gesägt und gefeilt und fuchtelte mit seinem Schwert herum, so dass es besser war, ein wenig auf Abstand zu bleiben. „Ich werde mit meinem Freund Nicolas jetzt Ritter spielen“, erzählte er. Das mache er oft und zu Hause habe er sogar eine Ritterburg. Ob er denn jetzt auch Ritter werden will? „Nein, ich will doch Polizist werden!“ Mike und Anja Wölke, die Eltern von Luca, hatten für das Kinder-Spectaculum viel Lob über. „Da haben sich einige Leute richtig Gedanken gemacht und super Ideen umgesetzt“, fand Mike Wölke. Sein Lob ging also an die Kindergärten Gedulderweg, die Kita Schee, das Kinderaktionszentrum und die Kita der Gemeinde St. Januarius, die Ideengeber des Spectaculums, aber auch an die beiden Sponsoren des Festes, an die Sparkasse und Volksbank – die sich auch aktiv beteiligten. „Unsere Azubis haben einen Stand aufgebaut uns sich richtig viel Mühe gegeben“, sagte Ulrike Roweda von der Volksbank. „Hier werden Steckenpferde gebastelt, Kühe gemolken und die Kinder können am heißen Draht ihre Geschicklichkeit austesten – denn nur, wer geschickt genug ist, konnte ja im Mittelalter bestehen.“ Ein kleiner Höhepunkt der Veranstaltung kündigte sich selbst lautstark an: „Volk zu Sprockhövel, herbei, herbei zur Gauklervorführung! Es beginnet dort drüben.“ Der waschechte Narr namens Narrenkai, rot, grün und gelb gekleidet und mit Schnabelschuhe an den Füßen, scharrte schnell eine Traube von Besucher um sich, begeisterte mit seinem Können, mehrere Bälle – erst drei, dann vier und sogar fünf – auf einmal in der Luft zu halten und hatte immer einen flotten Spruch auf den Lippen. Bei seiner Burggeschichte machte er aus einigen Zuschauern Schauspieler, krönte einen König, suchte sich eine Prinzessin und sperrte sie in einen Turm. Je nach Rolle bekam jeder, der fast freiwillig mitmachen musste, eine passende Kopfbedeckung. Eine Krone, eine Perücke und ja, einen Turm.

Das Mittelalter, es fasziniert eben heute noch, sowohl die Erwachsenen und besonders die Kinder. „Ich musste meiner Enkelin Jule sogar vorher aus einem Buch über das Mittelalter vorlesen – mehrmals“, sagte Evelyn Sudhoff. „Erst gerade noch auf der Autofahrt.“ Und Jule, die gerne Prinzessin spielt, hat auch schon etwas entdeckt, was sie unbedingt machen möchte: „Ich möchte auf den Ponys reiten!“