Sprockhövel..
Beim ersten Girl´s Day 2001 unternahmen 1800 Mädchen einen Tagesausflug in die Männerberufswelt. Zehn Jahre später sind es über 120000.
Zwei von ihnen sind Darleen Brand von der Hauptschule Hattingen und Lisa Plagemann von der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule in Haßlinghausen. Die beiden Achtklässlerinnen besuchten gestern die Firma „Busche-Zeltanlagen“ in Hasslinghausen und bekamen einen Eindruck von der kraftaufwändigen Arbeit mit den schweren Zelt- und LKW-Planen.
Obwohl die Nähmaschine eigentlich eher der Frau zugeschrieben wird, arbeiten bei Busche, am Beermannshaus in Haßlinghausen fast nur Männer. Darleen weiß jetzt, warum: „Das Nähen mit der großen Nähmaschine war gar nicht so einfach - die Plane ist sehr schwer und alles geht so schnell“. 25 Mitarbeiter hat der Betrieb, darunter fünf Frauen. Fast alle arbeiten klassisch im kaufmännischen Bereich. Eine von ihnen arbeitet jedoch in der „Planenkonfektion“, also genau an der Maschine, die Darleen getestet hat.
Unbekannte Berufswelt
Gemeinsam mit Geschäftsführer Frank Busche unternahmen die Schülerinnen einen Ausflug nach Witten, wo gerade ein Großzelt abgebaut wurde. Für ihre Studenten hatte die Uni Witten in einem Großzelt eine Live-Operation angeboten. Drei Tage hatte der Aufbau gedauert, drei Tage der Abbau - für einen Tag Veranstaltung: „Das ist unser Geschäft, alles geht sehr schnell“, sagt Frank Busche.
Von Zelten für Privatfeiern mit überschaubaren drei mal drei Metern bis hin zu Zelten mit 4000 Quadratmetern für die Industrie oder Festivals hat Busche im Sortiment. Die Mädchen freuten sich über die Möglichkeit, einen Einblick in eine völlig unbekannte Berufswelt erhalten zu haben. Lisa möchte später gerne in einem technischen Beruf arbeiten, weil ihr das Fach Technik in der Schule Spaß macht. Beide bedauerten, dass Busche fast die einzige Sprockhöveler Firma war, die sich auf der Internetseite vom Girl´s Day angemeldet hatte. Lisa würde gerne mal bei der Polizei oder Bundeswehr vorbeischauen, Darleen in der Holzverarbeitung.
Busche-Mitarbeiterin Angela Lüddecke: „Mädchen können genauso viel Leisten wie Jungs. Der Blick sollte bei der Berufswahl nicht nur auf typische, oft schlechter bezahlte Frauenberufe beschränkt bleiben“, so ihr Rat. Freundinnen von Lisa und Darleen haben auch beim Girl´s Day mitgemacht, obwohl sie dafür bis nach Wuppertal fahren mussten. Seit einigen Jahren gibt es auch einen „Boy´s Day“. Weder aus Lisas noch aus Darleens Klasse hat ein einziger Junge mitgemacht.