Sprockhövel. .

Religionssatire, kölsche Frohnatur und leichte Textunsicherheiten. Aber nur beim Publikum und auch nur bei den kölschen Liedern.

Kabarettist Jürgen Becker glänzte am Mittwochabend mit Wortgewandtheit in der ausverkauften Turnhalle der Grundschule Gennebreck. Er stellte die entscheidende Frage: „Ja, was glauben sie denn?“ So lautet auch der Titel seines neuen Programms. Ob streng oder nicht ganz so streng gläubig, evangelisch, katholisch, muslimisch oder gar Agnostiker: Becker, bekannt aus der WDR-Senderreihe „Mitternachtsspitzen”, holte die Satirekeule heraus und jeder Treffer saß. Dabei könne niemand etwas für seine Religion.

„Man wird da halt so reingeboren“, sagte er. Das sei bei der Politik ja nicht anderes. „Diejenigen, die eher in katholische Regionen hineingeboren werden, wählen CDU. Und diejenigen, die in evangelische Regionen hineingeboren werden – mittlerweile auch.“ In der ehemaligen DDR sei das ja nicht anders gewesen. „Stellen sie sich vor, die Russen wären damals etwas weiter südlich rausgekommen, sagen wir in Bayern. Dann hätten die das gehabt.“

Und 40 Jahre lang eine Partei? Das sei doch undenkbar! Für Politikverdrossene: Um Beckers tiefgründigen Humor zu genießen, lohnt hier ein kurzer Blick auf die Landtagswahlergebnisse in Bayern - etwa für den Zeitraum der letzten 40 bis 41 Jahre. Das sollte ausreichen. Jürgen Becker rät übrigens ausdrücklich vom Monotheismus, also von Religionen mit nur einem Gott, ab. „Die sind ja alle in der Wüste entstanden und Religionen sollte sich keiner ausdenken, bei dem über 60 Grad im Schatten sind“, macht der Kabarettist seinen Standpunkt klar.

Monotheismus sei für einen alten Germanen eben nichts. „Doch der Germane hat ja alles, was ihm gefiel - wie seine vielen Götter - heimlich wieder eingeführt. Oder was glauben sie, warum es so viele Heilige gibt?“ Und so eine monotheistische Religion habe es auch ziemlich schwer gehabt, aus der Wüste exportiert zu werden. „Nicht nur, dass wir Importen kritisch gegenüberstehen“, meinte der Kabarettist. „Ich kenne das ja noch von meinen Eltern: Sollen wir wirklich ein ausländisches Auto kaufen?“ Doch die Exporteure hatten eine pfiffige Idee: Weihnachten! „Damit schlossen sie das Event-Vakuum im Winter, wenn der Germane eigentlich seine Sonnenwende feierte.“ Für Becker gibt es allerdings einen Haken an Weihnachten. „In der Session stört es ein wenig.“ Dabei stimmte er ein echt kölsches Liedchen an und forderte die Sprockhöveler zum Mitsingen auf. Allerdings ist Sprockhövel keine Karnevalshochburg.

Hohes Lob, und obendrein den Vergleich mit Uta Ranke-Heinemann, bekam er von der Zuschauerin Angela Brier. „Er ist ein herausragender Geschichtenerzähler“, findet sie. „Und nicht einfach nur ein Komiker, sondern tiefgründig.“ In der Tat umschiffte Becker Fettnäpfchen, die beim Thema Religion auf dem Weg stehen. Er stichelte charmant gegen Christen, Muslime, Juden, Hinduisten, Buddhisten – auch Agnostiker mussten bei ihm in Deckung gehen.