Ein Weingeschäft auf dem platten Land in Herzkamp. „Ja lohnt sich das denn?“, fragen sich im Dorf nicht wenige Zeitgenossen.
Die Redaktion ging der Frage auf den Grund. „Noll – Wein und mehr“ steht auf dem Firmenschild an der Elberfelder Straße, gegenüber der Kirche. Doch Wein und Noll gehören schon seit mehr als 20 Jahren zusammen. 2009 eröffnete die Familie Noll zusätzlich zu ihrem Großhandel auch das Einzelhandelsgeschäft, ein Jahr später zogen sich die Nolls aus dem aktiven Geschäft zurück und Marco Isaak wurde Geschäftsführer. „Dass ich jetzt den Weinhandel betreibe, war Zufall“, sagt Isaak. Die letzten zehn Berufsjahre verbrachte der gelernte Werkzeugmacher in der Qualitätskontrolle. Die Produktion wurde verlagert und die Frage lautete wie so oft: Was behalte ich – Wohnort oder Arbeitsplatz? Isaak entschied sich für seine Heimat Wuppertal und somit auch indirekt für den Wein.
Er übernahm das Geschäft und machte sein Hobby zum Beruf: „Schon als Kinder sind mein Bruder und ich lieber mit den Weinbauern aufs Feld gegangen, anstatt mit unseren Eltern durch die Südtiroler Berge zu wandern“, erinnert er sich. Familie Noll gibt ihm Rückendeckung. „Mittlerweile ist daraus eine richtige Freundschaft gewachsen“, sagt Isaak.
Großkunden machen für den Weinhandel noch immer den größten Umsatz aus – ganze 70 Prozent. Morgens werden die Kunden aus der Gastronomie beliefert, darum ist das Geschäft in Herzkamp auch erst ab 15 Uhr geöffnet. Ohne den Großhandel wäre es für das kleine Delikatess- und Weingeschäft nicht so leicht. „Wir haben hier eben keine Laufkundschaft. Das ist anders als in einer Fußgängerzone. Wir leben von unseren Stammkunden, die größtenteils gar nicht aus Herzkamp kommen“, sagt Isaak.
Wenn er daran denkt, „Noll -- Wein und mehr“ eventuell nach Wuppertaler zu verlegen, ist er zufrieden mit seinem Laden in Herzkamp. „Für die Kunden ist es praktisch, sie können vor dem Geschäft parken und müssen keine Flaschen durch die Fußgängerzone schleppen.“ Außerdem müsse man in größeren Innenstädten auch höhere Mieten bezahlen.
Welcher Wein in seine Regale kommt, testet er selbst. Denn gleiche Sorte vom gleichen Winzer bedeute nicht immer gleicher Geschmack wie im Vorjahr: „Wein ist ein Naturprodukt, der Geschmack hängt von Faktoren wie Klima und Boden ab, da kann es sein, dass ein Wein nach einem regenreichen Sommer ganz anders schmeckt“, erläutert Isaak. 90 Prozent der Weine bezieht er von kleineren Winzern. Er setzt auf Qualität: „Wenn ich Wein beim Discounter kaufe, gibt es beim Geschmack kaum Schwankungen. Bei der Massenproduktion wird beim Geschmack vielfach mit Chemie nachgeholfen. Das verursacht dann auch Kopfschmerzen“. In den Discountern sieht er eine Bedrohung für den Weinfachhandel. „Wenn beim Discounter Champagner auf der Flasche steht, ist der auch drin, das ist vorgeschrieben. Billiger wird’s beim Discounter durch den Rabatt, den ich niemals erreichen kann“. Marco Isaak gefällt seine Arbeit: „Das Faszinierende ist: Man lernt nie aus. Wie auch, bei über 30 000 Weinsorten.“