Sprockhövel.

Karneval trifft Familiengottesdienst: Kinder kamen verkleidet zur Messe in St. Januaris, Clown Charly las aus der Bibel.

Helau statt Amen, Clownskostüm statt Pastorenrobe und Bütten- statt Bergpredigt? Am Sonntagmorgen traf in der Kirche St. Januarius zum ersten Mal der Karneval auf den Familiengottesdienst. Auf den Kirchbänken ging es bunt zu.

Zwischen den Gemeindemitgliedern lugten Federn über die Lehnen hinaus, der Schmuck einer Indianerin, die friedlich neben einem Cowboy saß. Lauernd kauerte auf einer hinteren Bank Karate Kid und ein Geschwisterpaar mit blauem Blut thronte während des Gottesdienstes im rosa Prinzessinnenkleid auf ihren Plätzen. Denn heute durften sich die kleinen Gottesdienstbesucher verkleiden und Clown Charlie, mit riesigen Schuhen, karierter Mütze, Jacke und roter Clownsnase unterstütze den Pastor Hesse beim Gottesdienst. Charly wollte in den Himmel einziehen. Doch was musste er feststellen? – „Kinder, hier ist gar nicht der Himmel?“, fragte er verwirrte, zeigte auf die Messdiener: „Sind das nicht die Engel?“ Dann auf den Pastor: „Ist das nicht der liebe Gott?“ Marita Maerz musste den Clown Charly enttäuschen. „Doch hier fängt der Himmel an“, erklärte sie ihm. Und tatsächlich hat Charly schon ein Stück Himmel auf Erden erlebt und erzählte eine Geschichte aus der Reha-Klinik Holthausen. Seit Jahren heitert er dort Kinder auf. Dann traf er auf Dominik. „Der konnte nicht mehr hören und sprechen – seit sechs Wochen!“ Charly ahnte das nicht, fragte ihn, ob ihm seine Darbietung gefallen habe. Und plötzlich schaute Dominik ihn mit aufmerksamen Augen an: Er hatte die Fähigkeit zurückerlangt, zu hören. „Nicht nur für Dominiks Opa war das ein Stück Himmel auf Erden“, sagte der Clown. „Auch für mich!“ Und selbst Pastor Hesse hat es erlebt: „Erst gestern, um 17.22 Uhr – da hat Borussia gewonnen.“ Da die Fastenzeit naht, bekamen die Kinder noch ein paar besondere Geschenke. Die Fastenrennbahn, für jeden Tag fasten können sie hier ein Feld vorrücken und eine kleine Schachtel, in die sie Sachen legen können, um Kindern, die es nicht so gut haben, eine Freude zu machen. „Die Kiste könnt ihr dann Ostern wieder mitbringen“, erklärte ihnen Marita Maerz. Den ersten Versuch, Karneval und Kirche in St. Januarius direkt zu verbinden, bezeichnete Clown Charly als Erfolg, selbst wenn wenige Kinder da waren und noch wenig verkleidet waren. „Aber das spricht sich rum“, war Charly – der im wahren Leben Karl Dimmers heißt – sich sicher. Und Kirche und Karneval passe hervorragend zusammen, denn wie der Pastor in seiner Begrüßung sagte: „Jesus hat die echte Freude gern.“ Charly beendete sein Programm übrigens tatsächlich mit einer waschechten Büttenpredigt in Versform.