Bevor der Weihnachtsbraten duftend aus der Röhre kommt, heißt es am heutigen Donnerstag erst einmal Schlangestehen.
Im „Geflügelten Hofladen“ der Familie Knippschild in Obersprockhövel werden zwischen 9 Uhr und den späten Nachmittagsstunden 300 Kunden ihre bestellten Weihnachtsbraten abholen. „Die ersten Kunden stehen nach den Erfahrungen vergangener Jahre schon gut 45 Minuten vor der Tür, bevor wir den Laden öffnen“, sagt Heike Knippschild. Um die Geduld der vielen Stammkunden nicht zu sehr auf die Probe zu stellen, werden in unmittelbarer Nähe des Ladengeschäfts Glühwein und Schmalzbrote angeboten. Da wird geklönt, da werden Neuigkeiten ausgetauscht. Viele Kunden kennen sich. Die Tage vor dem Weihnachtsfest haben Knippschilds - Vater, Mutter und Sohn - den puren Stress. Die Kunden schätzen die Frische ihres schon lange vorher bestellten Bratens. Geschlachtet werden in dem Familienbetrieb über den Daumen gesehen 140 Gänse, 48 Puten, 25 Enten und 30 Masthähnchen. Dann wird das Geflügel gerupft.
„Dabei kommt für die grobe Entfernung des Gefieders eine automatische Rumpfmaschine zum Einsatz. Ohne Feinarbeit kommt man aber nicht aus. Die letzten Federn werden mit der Hand entfernt, das erwartet der Kunde“, betont Heike Knippschild. Danach wurden die Tiere in dieser Woche gewaschen und ins Kühlhaus gehängt.
Das ganze Jahr über wurde das Geflügel für den Saisonhöhepunkt mit eigenem Getreide und Mais gefüttert. Eine gezielte Mast, wie man sie aus Frankreich oder anderen Nachbarländern der EU kennt, gibt es bei Knippschilds nicht. Die Tiere sollen sich bewegen, sie laufen auf den Wiesen frei herum und suchen ihr Futter selbst. Nur nachts kommen sie in den Stall. „Das muss sein, denn hier gibt es ja auch streunende Hunde, und Füchse haben wir auch. Für die wäre so eine Gans ein gefundenes Fressen“, meint Heike Knippschild schmunzelnd. Von den 250 Gänsen, die es im Frühjahr gab, mussten die ersten Tiere um Sankt Martin herum ihr Leben lassen. Für die Qualität des Fleisches, so Heike Knippschild weiter, sei Bewegung ein wichtiges Kriterium.
Und so konnten die gefiederten Freunde auch in den letzten schneereichen Tagen im Gehege schnatternd die Freiheit genießen. Die „weißen Puten“ hingegen können Kälte nicht ab. Sie neigen zu Krankheiten und bleiben im Stall. „Für nicht wenige Kunden kommt Weihnachten alle Jahre wieder sehr plötzlich. Die wollen am 22. Dezember ihren Braten ordern. Das ist zu spät. Bis auf wenige Zuchttiere, die wir natürlich behalten, sind dann schon alle fest vergeben“, so Heike Knippschild.