Sprockhövel.

Vor allem die fehlenden Erfahrungen mit dem neuen System bereiten den Eltern Sorgen.

Skepsis macht sich unter Sprockhöveler Eltern breit. Das wurde auf einer Informationsveranstaltung der Grünen-Fraktion in der Glückaufhalle deutlich. Im Fokus stand die geplante Eröffnung einer Gemeinschaftsschule in den Räumen der Hauptschule Niedersprockhövel.

Obwohl mit Rainer Michaelis einen Experten vom Schulministerium eingeladen war, der das System Gemeinschaftsschule den Eltern der Dritt- und Viertklässler detailliert präsentierte, sind Vorbehalte geblieben. Denn: Keine Gemeinschaftsschule gleicht der anderen.

Vier verschiedene Varianten dieser neuen Schulform gibt es. Für Sprockhövel ist angedacht, die Schule nach einer zweijährigen Orientierungsstufe (Klassen fünf und sechs) in einen Haupt-/Realschulzweig und einen Gymnasialzweig (jeweils Klassen sieben bis zehn) zu spalten. Weil es sich aber nur um ein Modellversuch handelt, der mit drei verschiedenen Varianten konkurriert, sehen viele Eltern in ihren Kindern ein Versuchskaninchen der Politik.

Drastischer formulierte es Lars Wemper, Vater einer Viertklässlerin: „Ich bin für das gemeinsame Lernen, auch eine spätere Selektion halte ich für richtig. Aber hier züchtet die Politik ein Monster. Denn hinter einem Namen verbergen sich völlig verschiedene Inhalte und Strukturen.“

Auf die geplante Selektion nach der sechsten Klasse reagierte ein anderer Vater mit dem Zwischenruf: „Dadurch wird die Problematik in die Pubertät verschoben.“ Punkten konnte Michaelis auch nicht mit dem Hinweis, dass in Sprockhövel eine Schule mit mathematisch-naturwissenschaftlichem Schwerpunkt entstehen soll. „Das gibt es an der Realschule Grünstraße in Hattingen auch“, war als Reaktion zu hören.

Bürgermeister Dr. Klaus Walterscheid verteidigte die Pläne mit dem Hinweis auf die Sicherung des Schulstandortes Niedersprockhövel.

Abiturprüfungen wird es hier trotz des Gymnasialzweiges nicht geben, weil die Schule dazu vierzügige Jahrgangsstufen bekommen müsste. Vorgesehen sind aber nur drei. Als Vorzüge der Gemeinschaftsschule wurde die Durchlässigkeit der Bildungsgänge betrachtet. Wer nach der sechsten Klasse den Hauptschulzweig betritt, muss dort nicht bis zur zehnten Klasse verbleiben.