Sprockhövel. .

Benehmen ist Glückssache – heißt es immer dann, wenn es mit dem Anstand nicht so recht klappen will. Aber: Manchmal ist es gar nicht so einfach, sich der Situation entsprechend korrekt zu verhalten.

Der Knigge hilft dabei, dass sich die Mahlzeit oder der Tanzabend nicht zu einer peinlichen Angelegenheit entwickeln. Einen Beitrag zum richtigen Benehmen lieferte der Sprockhöveler Albert Menn. In seinen vor etwa 100 Jahren erschienen „Tanz- und Anstandsregeln“ zeigt er, wie es geht.

Viele dieser Regeln gelten auch heute noch. Etwa, dass man höher gestellte oder ältere Personen zuerst grüßen sollte. Der Besuch bei Bekannten, vor allem aber bei Geschäftspartnern gestaltet sich schon komplizierter, denn bereits beim Betreten eines Zimmers kann man viele Fehler machen. Wie es richtig ist, verrät Menn: „Öffnet sich die Tür nach rechts, schreitet man seitwärts links und dann erfolgt mit dem Heranziehen des anderen Fußes die Verbeugung.“

In der Regel wird man anschließend darum gebeten, Platz zu nehmen. Vorsicht: Erst hinsetzen, nachdem der Gastgeber Platz genommen hat. Und selbst danach lauern noch einige Fallen, und man kann leicht als „ungebildet“ dastehen, wenn man in sie tappt. Gesessen wird so, dass man mit seinem Rücken die Lehne nicht berührt und jederzeit bequem aufstehen kann. Die Beine sollten also besser nicht übereinander geschlagen werden. „Ist der Besuch beendet, so schreitet man rückwärts hinaus und verabschiedet sich wieder mit einer Verbeugung.“

Eine weitere Herausforderung ist das Benehmen bei Tisch. Viele der alten Regelungen haben sich gehalten. „Vor allen Dingen muss die linke Hand die nötige Geschicklichkeit besitzen, wie es die Sitte erfordert, die Speisen zum Munde führen zu können.“ Fleisch wird mit dem Messer geschnitten, und zwar „nur nach Bedürfnis des Genusses. Unsittlich ist, Knochen in den Händen zu halten und davon zu nagen.“ Heute wird bei Geflügel auch schon mal ein Auge zugedrückt. Mehr als drei Finger sollten aber laut aktuellen Benimmregeln nicht im Spiel sein.

„Spargel nimmt man mit den Fingern am dicken Ende, taucht ihn in die auf den Teller genommene Sauce und führt ihn zum Munde. Man isst nur den oberen Teil, soweit er weich ist, das Übrige wird auf den Rand des Tellers gelegt.“

Damals wie heute gehörte Wein zum guten Essen. Und der Anstand erfordert es, zunächst einige Tropfen Wein in sein eigenes Glas zu gießen. Dadurch wird es vermieden, dass der Gast Korkabfälle in seinem Glas findet.

Etwas aus der Mode gekommen sind abendliche Tanzveranstaltungen. Hier tanzte der gebildete Mann grundsätzlich mit sauberen Handschuhen, und natürlich nicht alleine. Detailliert schildert Menn, wie Mann die Dame zum Tanz einlädt: „Wenn der Herr eine Dame engagieren will, so geht er von seinem Platz in möglichst schneller und gerader Richtung auf dieselbe zu, macht eine achtungsvolle Verbeugung und bittet die Dame um den betreffenden Tanz“. Ihre Antwort erwartet er in gebeugter Haltung. Vornean steht die Frage, ob sie die Ehre besitzt, ihn auf die Tanzfläche zu begleiten. Unter keinen Umständen durfte man das Wort Ehre durch Vergnügen ersetzen. Ein Vergnügen waren festliche Anlässe also nicht unbedingt. Zu schnell war eine Regel missachtet und der Ruf geschädigt.