Sinti und Roma? Kenn ich nicht! Sind dass nicht Zigeuner? Sind das denn Deutsche? Die leben in Wohnwagen! Das sind vor allem Musiker.

„Diese und ähnliche Antworten hörten wir von Schülern, als wir in einer kleinen Vorbereitungsgruppe begonnen hatten, auf die Situation der Volksgruppe der Sinti und Roma in Deutschland aufmerksam zu machen”, erläutert die Schulsozialpädagogin Christine Niephaus gegenüber der Redaktion.

Und so stand neben einem bunten Programm zum Schuljahresende mit Fußball, Karaoke und Modeschau beim Antirassismustag an der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule EN in Haßlinghausen die Lebenswirklichkeit der Volksgruppe im Mittelpunkt.

Schon seit einiger Zeit hatten die Schulbibliothekarin Kulbarsch und Christine Niephaus Material zusammengetragen und damit begonnen, die Schulgemeinschaft für dieses, wie es schien recht, ungewöhnliche Thema zu interessieren. Den Durchbruch für die Bemühungen brachte erst die Kontaktaufnahme mit dem Landesverband der Sinti und Roma in NRW, der den Initiatorinnen eine Info-CD zur Vorbereitung in den Klassen zur Verfügung stellte.

Außerdem nahm der Vorsitzende des Landesverbandes, Roman Franz, die Einladung zum Antirassismus-Tag an, um bei einem Podiumsgespräch Fragen der Jugendlichen aus den Jahrgangsstufen 9 und 11 zu beantworten. Vorbereitet wurde die Veranstaltung mit Hilfe einiger Schülerinnen und des 9. Jahrgang, der sich im Vorfeld einige Fragen zu verschiedenen Themenfeldern überlegt hatte.

So fragte Carolin (9 E) Roman Franz nach der Gründung des Landesverbandes und seiner Aufgaben. Nicole (9 E) und Charleen (9 F) wollten Infos über die Situation der Sinti und Roma während des Nationalsozialismus, in dem die Verfolgung einen Höhepunkt gefunden hatte. Der Rassenwahn forderte das Leben von etwa 600 000 Menschen dieser, erst seit 1995 anerkannten nationalen Minderheit.

Sharifa (9 C) wollte wissen, was die Bezeichnung Zigeuner für Roman Franz bedeutet. Nach den Interviewfragen folgten weitere aus dem Publikum. So zum Beispiel zur weltweiten Sprache der Sinti und Roma. Die Schülerinnen wollten aber auch wissen, wie es denn um die Rolle der Frau in der traditionsbewussten Gesellschaftsgruppe der Sinti und Roma bestellt ist. Ein anderer Jugendlicher hakte dann noch einmal nach und wollte wissen: „Was unterscheidet denn eigentlich Sinti von anderen Deutschen?“

Denn Roman Franz hatte deutlich gemacht, dass es zwar das Romanes als eigene Sprache und auch eine starke Stellung familiärer Bindung bei den Sinti und Roma gebe, diese sich aber ansonsten nicht augenfällig von der Merhheitsgesellschaft abheben würden.

Roman Franz stand allem Rede und Antwort und fragte dann seinerseits ins Publikum zurück? „Was ist denn für euch deutsche Kultur?“

Auch das war eine Frage, die nicht so einfach zu beantworten war. Die Sinti, seit Jahrhunderten in Deutschland, sehen sich als Teil der deutschen Gesellschaft, mit dem Anspruch, innerhalb dieser Gesellschaft als Minderheit anerkannt zu sein.