Im EN-Kreis sind Schulanfänger nur unzureichend gegen Infektionskrankheiten wie Masern, Mumps und Röteln geschützt.
Diese vom Landesamt für Daten und Statistik gewonnene Erkenntnis wurde vom Leiter des Fachbereichs Soziales und Gesundheit beim Ennepe-Ruhr-Kreis, Dr. Hans-Joachim Boschek, bestätigt. Die Entwicklung sei bedauerlich.
„Nachdem in Düsseldorf und im Kreis Mettmann in zurückliegenden Monaten vermehrt Kinder an Masern erkrankt waren, hatte ich ein Überschwappen der Krankheit in unser Kreisgebiet befürchtet. Gut, dass es bislang keine Anzeichen dafür gibt”, betont Boschek.
Zwar konnten an die 94 Prozent der i-Dötzchen die erste Impfung gegen Masern und andere Kinderkrankheiten bei den jüngsten ausgewerteten Schuleingangsuntersuchungen im Jahr 2008 nachweisen, bei der zweiten Impfung haperte es jedoch. Die zweite Impfung hatten nur 82 Prozent der Erstklässler erhalten. Um Epidemien wirksam zu stoppen, sind Impfraten von 95 Prozent notwendig. Darauf weisen auch das Robert Koch Institut und die Techniker-Krankenkasse in Düsseldorf hin. Das Risiko von Infektionskrankheiten wird von Eltern seit einigen Jahren wieder unterschätzt. Wie Hans- Joachim Boschek erläutert, gebe es regelrechte Impf-Kritiker unter den Eltern. Durch eine Impfung befürchteten sie mehr Nachteile für ihre Kinder und ein höheres Gefährdungspotenzial. Unterstützt würden diese Eltern in ihrer Meinung zum Beispiel durch Informationen anthroposophisch ausgerichteter Impf-Kritiker im Internet. Boschek: „Die dort gegebenen Informationen führen jedoch oft zu Missverständnissen. Die Masern werden vielfach unterschätzt. Man sollte nicht nur eine Seite hören. Ich rate unbedingt zu einem Informationsgespräch mit dem Hausarzt.” Sollten in einem Kindergarten Masern auftreten, so werden nicht geimpfte Kinder vom Besuch sofort ausgeschlossen, bis die Situation geklärt sei, sagt Boschek. Da könnten dann schon mal zwei Wochen ins Land gehen, sagt der Kreis-Dezernent. Impfmüdigkeit bestätigt auch Meike Buchwald, Sprecherin der TK in Hattingen. „Krankheiten, die vor wenigen Generationen noch weit verbreitet und gefürchtet waren, haben heute ihren Schrecken verloren.“ Bislang sind in diesem Jahr 109 Menschen erkrankt. Das sind fast doppelt so viele wie im gesamten Jahr 2009.