Kein Karnevals-Verkehr auf Sprockhövels Busbahnhöfen, nur vereinzelt wurden Narren gesichtet.

Wer in Sprockhövel am Rosenmontag nach Jecken und Narren suchte, tat sich schwer. Die Kindergärten hielten die Karnevalsflagge hoch.

Montagmorgen am Busbahnhof in Niedersprockhövel: Von verkleideten Menschen weit und breit keine Spur. Ob es sich bei den vier Jugendlichen, die Sonnenbrillen tragen und auf einen Bus warten, um Karnevalisten handelt, ist aus der Entfernung nicht auszumachen. Gut, vielleicht ist zehn Uhr auch ein wenig früh. Nur die Kindergärten scheinen jeck zu sein: Im KiFaz Miteinander an der Hauptstraße zum Beispiel tanzen Batman, Prinzessinnen und Feuerwehrmänner aus der Gelben Gruppe in der „Disko”. Ein kleiner Junge geht als sein Papa: Er trägt Hut, Weste und Hemd, denn sein Vater ist Landwirt. Das Frühstücksbuffet der Kleinen bietet neben gesunden Sachen auch Wackelpudding. Auch im Kinderaktionszentrum wird heute groß gefeiert.

Wieder auf dem Busbahnhof: erneut gähnende Leere. Melchior Michael ist Busfahrer der Verkehrsbetriebe Ennepe-Ruhr (VER) und sitzt am Steuer der Linie 330. Ob er heute schon Narren gesehen habe? „Nee, keinen einzigen”, antwortet er. Dabei ist er schon seit Stunden unterwegs.

Also gut, in Niedersprockhövel ist also nichts zu holen, vielleicht aber in Haßlinghausen. Auch hier ist der Busbahnhof eher mäßig besucht. Sofort fällt eine Frau auf, die einen Schal trägt, auf dem „Köln” steht und die Kronen aus dem Stadtwappen abgebildet sind. Eigentlich ein untrügliches Zeichen für karnevalistische Aktivität. Klar wäre sie heute gerne in die Domstadt gefahren, sagt die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Aber sie „dürfe” arbeiten. Das Fehlen von Narren in Sprockhövel erklärt sie sich so: „Wir sind Westfalen und dazu Sturköpfe.” Eben nicht so locker wie die Rheinländer. In der Bäckerei am Busbahnhof liegen zumindest Berliner mit kleinen Figuren drauf aus, und Luftschlangen schmücken die Fenster. Wenn sie um 13 Uhr Feierabend mache, sagt eine der beiden Verkäuferinnen, gehe sie nach Hause. Ugur Demirdelen vom Kiosk hat frühmorgens ein paar Kostümierte gesehen. Richtung Düsseldorf hätten die sich aufgemacht.

Gut zwei Stunden nach dem Beginn der Karnevalistensuche gibt es in Niedersprockhövel doch noch einen Fund. Zuerst warten Marleen Lübke und Lucie Stecker, beide 16 Jahre alt, auf den Bus. Sie wollen später zum Hattinger Umzug in Holthausen, sind aber noch nicht verkleidet. Lucie will als Prinzessin gehen, Marleen weiß es noch nicht. Sie will erst nach Bochum fahren und dort nach einem Kostüm suchen. Auch Tim und Karsten (beide 21) sind nicht verkleidet, aber gönnen sich einen anerkannten Karnevalistentrunk. „Sonst sind wir immer nach Köln gefahren”, sagen sie. Dazu hatten sie bei dem schlechten Wetter dieses Jahr aber keine Lust. Auch sie wollen nach Holthausen. Andreas Trompeter trifft sich erst mit Freunden und fährt dann nach Essen. „In Sprockhövel ist ja nichts los an Karneval”, sagt er. Wie Recht er hat.