Sprockhövel. Merklinghausen in Sprockhövel wird zum Flüchtlingsstandort für 180 Personen. Welche Erfahrungen die Anlieger mit den neuen Nachbarn machen.

Sprockhövel rüstet sich für weitere Flüchtlinge. Das ehemalige Hauhinco-Gebäude an der Beisenbruchstraße hat den Planern zwar Luft verschafft, eine dauerhafte Unterbringungsmöglichkeit ist das jedoch nicht. Und so fiel die Entscheidung, den früheren Containerstandort Merklinghausen auszubauen. Ab Sommer sollen hier im Grünen Kapazitäten für bis zu 180 Geflüchtete fertiggestellt sein, in solide gebauten Unterkünften. Derzeit wird noch gebaut und fertige Räume werden bereits eingerichtet, die benachbarten Container sind belegt mit Flüchtlingen. Was empfinden die direkten Nachbarn?

Perspektive einer Familie

Julia Petig hat kleine Kinder, die Tochter holt sie mittags mit dem Auto von der Schule ab. Die Sprockhövelerin gehört nicht zu den berüchtigten „Helikoptereltern“. Ihre Familie wohnt unmittelbar an der Silscheder Straße, und auf der ist zu allen Tageszeiten mächtig viel Verkehr. Da möchte sie ihre Kinder nicht am Straßenrand nach Hause kommen sehen. Etwa hundert Meter entfernt auf der anderen Straßenseite befindet sich die große Baustelle für die neue Flüchtlingsunterkunft Merklinghausen. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren daran gewöhnt, dass hier in der Nähe Flüchtlinge leben“, sagt Julia Petig. Viel Berührung habe es nicht gegeben, wie gesagt, die Silscheder Straße wirkt da eher trennend.

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Aber im Privathaus gegenüber seien Flüchtlinge eingezogen, der Stammmieter im Erdgeschoss kümmere sich rührend um deren Kinder. „Überhaupt ist der sehr freundlich, stellt den Kindern aus der Unterkunft öfter mal Limonadenflaschen in seinen Garten, wenn sie beim Spielen vorbeikommen.“ So ist auch Julia Petigs Tochter schon in Kontakt mit Flüchtlingskindern gekommen. „Das läuft sehr entspannt“, sagt die Mutter. Was Familie Petig indes nicht gefällt: „Die neuen Gebäude gegenüber sind so hoch gebaut, dass die Leute dort in unseren Garten schauen können. Das sollte noch durch geeignete Büsche als Sichtschutz verhindert werden.“

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Zwei Häuser weiter lebt ein Sprockhöveler, der grundsätzlich seine Probleme hat mit Flüchtlingsunterbringung und -integration. Seinen Namen will er nicht nennen. „Ich glaube, dass unsere Regierungen in Berlin und Düsseldorf viel falsch machen und die Städte mit den Flüchtlingen ganz allein lassen.“ Und auch die Entscheidung einer dezentralen Unterbringung hier in Sprockhövel hält er für unglücklich. „Wo sollen die Leute hin? Die langweilen sich doch auf dem platten Land zu Tode, und an der Silscheder Straße leben kleine Kinder sehr gefährlich.“ Seine Bedenken seien grundsätzlich - aber schlechte Erfahrungen habe er mit den Flüchtlingen hier nicht.