Sprockhövel/Essen. Drei junge Männer überfallen in Sprockhövel und Ennepetal Tankstellen. Die Anklägerin spricht von einem „Gewalt-Exzess“.
Jetzt wird es ernst: Im Prozess um eine Serie von Tankstellen-Überfällen in Sprockhövel und Ennepetal hat die Staatsanwältin am Freitag für zwei der Angeklagten Gefängnisstrafen beantragt. Nur der Fluchtwagenfahrer kann hoffen, in Freiheit bleiben zu dürfen.
„Völlig unnötige Gewalt-Exzesse“
Die Anklägerin sprach vor dem Essener Landgericht von „vollkommen unnötigen Gewalt-Exzessen“. Der 20-jährige Haupttäter habe Kassiererinnen und Kunden brutal angegriffen und zum Teil schwer verletzt. „Dabei haben alle sofort getan, was er von ihnen wollte.“
Vier Jahre Jugendhaft
Für ihn hat die Staatsanwältin viereinhalb Jahre Jugendhaft beantragt – wegen besonders schweren Raubes. Sein 22-jähriger Komplize, der die Tatorte ausspioniert haben soll, soll vier Jahre ins Gefängnis. Für den 35-jährigen Fluchtwagenfahrer sind zwei Jahre Haft auf Bewährung beantragt worden.
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Die unheimliche Serie hatte am 4. November vergangenen Jahres begonnen. Als erstes wurde die Oil-Tankstelle an der Lohernockenstraße in Ennepetal überfallen. Weitere Tatorte waren die Aral-Tankstelle an der Bochumer Straße und die Oil-Tankstelle an der Schmiedestraße in Sprockhövel. Die Gesamtbeute belief sich laut Anklage auf knapp 3.000 Euro.
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Auf dem Handy eines der Angeklagten war später ein Foto entdeckt worden, auf dem der 22-Jährige mit freiem Oberkörper zu sehen ist. In der Hand hält er aufgefächert eine große Anzahl von Geldscheinen.
Dramatische Szenen
Zu dramatischen Szenen war es vor allem am 7. November vergangenen Jahres in der Oil-Tankstelle in Sprockhövel gekommen. Dort waren zwei Angestellte mit einer Schusswaffe bedroht, geschlagen und mit dem Tode bedroht worden. Auch zwei Kunden, die plötzlich auftauchten, wurden von dem 20-jährigen Haupttäter sofort angegriffen.
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„Der hat mich volle Möhre getroffen“, hatte einer von ihnen im Prozess gesagt. „Ich bin sofort bewusstlos zu Boden gegangen.“ Auch ein ehemaliger SEK-Beamter war von der Entschlossenheit des Angeklagten völlig überrascht worden.
Schlimme Folgen für die Kassiererin
Die Folgen sind dramatisch – vor allem für die Kassiererinnen. Eine der Frauen war zwei Monate lang krankgeschrieben, eine andere hat erst einmal die Sicherheitsmaßnahmen an ihrer Wohnungstür verstärken lassen. Im Prozess vor der 5. Strafkammer war von Todesangst die Rede.
Geständnisse abgelegt
Die Angeklagten haben weitgehende Geständnisse abgelegt. Der Fluchtwagenfahrer hat einem der Tankstellen-Mitarbeiter sogar 1.000 Euro Schmerzensgeld gezahlt. Seine Kollegin hatte das gleiche Angebot abgelehnt.
Schon früher durch Gewalttaten aufgefallen
Der 20-jährige Hauptangeklagte ist schon früher durch Gewalttaten aufgefallen. „Er stellt seine eigene Person immer an die erste Stelle“, sagte eine Sozialarbeiterin den Richtern. Auch im Gefängnis soll es schon wieder zu Auseinandersetzungen gekommen sein.
Bei der Schusswaffe soll es sich um eine Schreckschusspistole gehandelt haben. Ob sie geladen war, ist unklar. Die Urteile sollen Anfang nächster Woche gesprochen werden.