Sprockhövel. Seit Wochenbeginn ist die Umgehungsstraße offen. Bahn frei für Vorschläge für die Hauptstraße: Viele Händler äußern klare Vorstellungen dazu

Ab sofort besteht keine Notwendigkeit mehr, dass sich der Schwerlastverkehr durch die schmale Hauptstraße in Sprockhövel schiebt. Denn die Umgehungsstraße ist offen und bereit, große Mengen an Autos, Lkw und Traktoren um die Innenstadt von Niedersprockhövel herumzuführen. Anlass genug, bei den örtlichen Händlerinnen und Händlern nachzufragen: Rechnen Sie mit positiven Effekten für ihr Geschäft? Was könnte in der (deutlich ruhigeren) Hauptstraße jetzt vorangebracht werden?

Keine Laufkundschaft fürs Küchengeschäft

Eines vorab: Nicht alle Geschäfte sind darauf angewiesen, das die Frequenz der Laufkundschaft erhöht werden muss, damit sich der Laden lohnt. „Wer Interesse an einer neuen Küche hat, kommt nicht mal so eben nebenbei in unser Geschäft“, sagt Anke Eichner von Harke Küchen. Potenzielle Kunden rufen meist vorher an und vereinbaren einen Beratungstermin. „Die dürfen dann auf unseren Kundenparkplatz - und es ist ihnen völlig egal, wie viel Verkehr da über die Hauptstraße rauscht“, sagt sie.

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Bei Andreas Günzel stellt sich die Situation ganz anders dar. Der Inhaber des Spirituosen Depot freut sich sichtlich, dass die Umgehungsstraße oberhalb seines Geschäfts endlich in Funktion gegangen ist. „Hier klirren die Flaschen, wenn ein Sattelschlepper die Hauptstraße hinunterfährt“, berichtet er. Das sollte, wenn die neue Verkehrsführung in die Navis eingearbeitet worden ist, ein Vorteil für alle Menschen sein, die gemütlich eine ruhige Hauptstraße entlangflanieren und sich von den Auslagen in den Schaufenstern inspirieren lassen wollen, meint Günzel. Die Stadt habe mit den Bänken schonmal einen Akzent gesetzt für mehr Verweilqualität, sagt der Spirituosenhändler.

Ruhiges Ambiente anbieten

Manche Läden sind darauf angewiesen, ein ruhiges Ambiente anzubieten, damit die vielen und oft kleinteiligen Artikel überhaupt in die Wahrnehmung der Kundschaft eintauchen. So auch bei (H)auszeit, die es seit der Coronazeit an der Hauptstraße gibt. Martina Jeliniewski öffnet hier interessierten Kunden die Tür zu ihrem Ladencafé. Bei einer Tasse Kaffee oder Tee kann im feinen Sortiment der (H)auszeit gestöbert werden, „wenn es denn auch ruhig ist“, sagt sie. Leise Musikuntermalung, Muße ist hier das Konzept. „Da stören Lkw darußen sehr, wenn alles hier drin wackelt“, sagt Jeliniewski. Schon aus diesem Grund bringt sie die Einrichtung von Tempo 30 ins Spiel. „Keinesfalls die Fußgängerzone, die Kunden müssen schon vorfahren können“, meint sie.

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Einige Händler bringen bei ihren Überlegungen, was zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität entlang der Hauptstraße einzuführen sei, die von der Stadt aufgestellten Bänke ins Spiel, die soliden, formschönen Sitzmöbel. „Was hier noch fehlt, sind Mülleimer, denn wenn sich Leute niederlassen, hinterlassen sie oft etwas, das ich sonst vor meiner Ladentür dann entsorgen muss“, sagt Martina Jeliniewski.

Ablehnung von Fußgängerzonen

Tempo 30 wäre auch für Beate Zenner-Tennie eine gute Einrichtung auf der Haupstraße. „Aber der Parkraum darf nicht weiter eingeengt werden“, betont die Inhaberin des Damenmodengeschäfts La Villa. Sie stört, dass entlang der Straße viele Pöller aufgestellt wurden, das beseitige wertvolle Stellplätze, und das wiederum ziehe weniger Menschen in die Einkaufsstraße, ist sie überzeugt. Keine Fußgängerzone!, diese Position vertritt auch Svenja Willenbroch von Lulus Coffee Factory. Obwohl der Laden für hochwertige Kaffeeprodukte und -maschinen vor der Ladentür auch Sitzgelegenheiten für den Trinkgenuss anbietet, findet es die Geschäftsfrau sinnvoll, wenn die Kunden mit dem Auto in die Nähe ihres Geschäfts vorfahren können.