Sprockhövel. Eigentlich ist der Sprockhöveler Karl Heinz Schepeler Antiquitätenhändler. Bekannt ist er aber auch für seinen Hang zu Skurrilitäten.

Karl Heinz Schepeler ist immer wieder unterwegs auf Recherche. Der Antiquitätenhändler aus Sprockhövel ist stets auf der Suche nach schönen oder skurrilen Dingen. Und sie werden fündig: In einem Thüringer Schloss haben sie sechs Särge aufgestöbert. Der Transport über 324 Kilometer im offenen Anhänger war abenteuerlich.

Särge auf der Autobahn

„Und wenn sie mich nicht hätten weiterfahren lassen? Was hätten wir dann mit den Särgen gemacht?“ Zweimal wurde der Händler auf seiner Reise vom Schloss ins heimische Sprockhövel von der Polizei angehalten. Wann rollen schonmal Särge über die Autobahn? Da muss man mal genauer hinsehen. Beim ersten Stopp waren die Beamten mit der Ladungssicherung zufrieden, beim nächsten Stopp hatten andere Beamten allerdings etwas zu beanstanden. Dennoch erinnert sich der Händler an ein „sehr nettes Zusammensein mit der Polizei.“

„Wann bekommt man sechs Särge? Nur einmal im Leben oder gar nicht!““

Karl Heinz Schepeler
Antiquitätenhändler aus Sprockhövel

Nachdem er die Fracht mit einem weiteren Gurt gesichert hatte, konnte es doch weitergehen. Was wäre die Alternative gewesen? „Bei uns auf der Polizeiwache können sie die einlagern.“ Als er den Beamten klarmachte, wie viel Arbeit das sei, änderten die ihre Meinung. Das Innenleben der Särge war allerdings bei der Kontrolle nicht von Interesse.

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Aber was hat es eigentlich mit den Särgen auf sich? Mit den Schlossbesitzern in Thüringen steht Schepeler schon länger in Kontakt und hat ihnen schon einige Antiquitäten abgekauft. Als jedoch das Schloss die Leitung wechselte, änderte sich alles. „Dann wurde uns nichts mehr verkauft, die brauchten die Sachen selber. Ist auch nachvollziehbar.“ Doch dann fiel den neuen Besitzern ein, dass in einem Gewölbe noch sechs Särge auf neue Besitzer warten. „Wann bekommt man sechs Särge? Nur einmal im Leben oder gar nicht!“ Sein Entschluss war schnell gefasst.

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Besichtigung in Fänkenstraße möglich

Zwei der sechs Särge stehen in seiner Halle an der Fänkenstraße 26 - die anderen vier liegen auf Lager. Schepeler betritt mit dem Sarggeschäft Neuland. In der Halle finden sich unter anderem ganze Ladenausstattungen. Im vergangenen Jahr hat er die Einrichtung eines eingelagerten Tante-Emma-Ladens erstanden. Seine Frau Sabine lud gläserne Bonbonnieren aus einem Anhänger. Wie viele gierige Kinderfäuste hier drin wohl schon feststeckten?

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Neben den Gläsern steht ein Donald-Duck-Schaukelautomat. Solche Automaten mit Münzeinwurf zierten früher Ladenfronten in den Innenstädten. Heute funktioniert der Münzeinwurf nicht mehr, deshalb habe man einen Schalter eingebaut, erklärt Schepeler und legt besagten Schalter um. Langsam setzt sich Donald in Bewegung.

Die Sache mit dem Lockenwickler

Auch neben den Särgen hat der Händler einige Kuriositäten angehäuft. In einer Ecke steht ein seltsames Gerät: ein grauer Kasten auf einem Ständer, links und rechts baumeln zopfartig Elektroden an braunen Kabeln herab. „Wenn die Frauen früher Locken haben wollten, kamen die Lockenwickler in die Haare, dann kam da so ein Kabel dran“, sagt er und greift nach einem Kabel, „Und dann kam da Strom drauf. Ist heute nicht mehr zulässig.“

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Das ist nachvollziehbar, schließlich wirkt das Gerät für Laien nicht wie ein Friseurutensil aus dem 19. Jahrhundert, sondern wie ein Gerät aus Dr. Frankensteins Labor. Apropos Horrorfilm: Bei den Secondhand-Särgen handelt es sich nicht um exhumierte Erdmöbel, sondern um Requisiten aus dem TV-Krimi „Dornröschens leiser Tod“ aus dem Jahr 2004. Die sind derzeit noch zu einem Preis von 99 Euro pro Stück bei Seelenmöbel zu haben.

Dieser Text erschien zuerst im Oktober 2023.

+++ UPDATE +++

Aktuell ist auf der Internetseite von Seelenmöbel zu lesen: „Es könnte sein, dass wir zum Jahresende umziehen.“ Deshalb stellt Schepeler Rabatte in Aussicht, um Platz zu schaffen.

Auch von den Särgen sind noch welche zu haben„Aufbereitet in Wohnqualität“ oder „im Fundzustand aus der Gruft“.