Sprockhövel. Am Sonntag ist Festumzug in Herzkamp. Wie stehen die Sprockhöveler zu dem einigen Schützenverein in ihrer Stadt, was meinen sie zum Schützenfest?

Eine kleine Budengasse, Karussells, Würstchenbude und Schießstand – was sich jedes Jahr am ersten Wochenende im September auf einem Stoppelfeld im Dorf Herzkamp großer Aufmerksamkeit und Beliebtheit erfreut, ist eine Mischung aus Volks- und Nachbarschaftsfest, Kirmes, Brauchtumsveranstaltung und sportlichen Wettkämpfen. Wie stehen die Einwohnerinnen und Einwohner zu ihrem Schützenfest?

Höhepunkt des Schützenjahres

Es ist das Highlight des Schützenjahres, und am Ende wird der aktuell beste Schütze, der dem hölzernen Federvieh mit scharfem Blick und ruhiger Hand den Garaus gemacht hat, gefeiert. Der oder die Beste regiert für ein Jahr mit Hofstaat die Herzkamper Schützenschaft. Die Begriffe mögen altmodisch klingen aus der Welt des Adels entlehnt sein, und das, obwohl die Monarchie in Deutschland seit 1918 abgeschafft ist. Die Schützenvereine, deren Tradition bis ins Mittelalter hinein belegt ist, wurde von den Alliierten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs zunächst verboten, die Geschichte der Vereine, die sich Heimat- und Vaterlandsliebe, politisches, soziales und gesellschaftliches Engagement auf die Fahnen geschrieben haben, haben eine bewegte Geschichte, die auch die Kritiker auf den Plan gerufen hat.

Nur in Herzkamp gibt es Sprockhöveler Schützenverein

Nicht so in Herzkamp, das für sich beanspruchen darf, der einzige Schützenverein in Sprockhövel zu sein. Junge und Alte freuen sich auf das Fest und planen einen Besuch, setzen sich ehrenamtlich ein. Selbst diejenigen, die für sich selbst der Schützenkultur und dem Schießsport nichts abgewinnen können, befürworten aber grundsätzlich die dörfliche Vereinskultur, den Einsatz für Brauchtum, Geselligkeit und Gemeinschaft.

Für Felix Devender ist es eine Premiere

Für den 18-jährigen Felix Devender war es dieses Jahr das erste Mal, dass er vom Hof in der Elfringhauser Schweiz hinab ins Dorf Herzkamp kam, um sich auf dem Fest mit Freunden zu treffen. Die Vorfreude war groß und er war natürlich gespannt, was ihn dort erwarten würde.

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Mitgliedschaft beschleunigt Integration in Dorfgemeinschaft

Achim Flottmann ist Sprockhöveler Neubürger, der sich im Ruhestand für das Städtchen mit den sympathischen Menschen als Wohnort entschieden hat. Er weiß, dass es hilfreich sein kann, in einen Schützenverein einzutreten, wenn man als Zugezogener rasch in die Dorfgemeinschaft integriert werden will. Für ihn persönlich sei das zwar nichts, aber das Engagement der Schützen findet Achim Flottmann toll: „Es ist sehr wichtig, dass sich Menschen für Heimatgeschichte und Brauchtum einsetzen und Traditionen lebendig erhalten, in welchem Verein auch immer.“

Für bayerische Zugezogene ist Schützenfest ein Muss

Rita Zippler, die mir ihrem liebenswert-bayrischen Dialekt ihre eigentliche Herkunft nicht verleugnen kann, hat vor vielen Jahren in die Region geheiratet. Für sie als fröhlichen Menschen steht außer Frage: „Das Schützenfest ist ein Muss!“ Sie fiebert den Festivitäten regelrecht entgegen und liefert selbst gebackene Kuchen fürs Kuchenbuffet.

Nach Corona sind schöne Feste besonders wichtig

Auch für Christina Herrmann hat die Festkultur des Schützenvereins nur positive Aspekte. Sie selbst sei als Niedersprockhövelerin zwar völlig ohne Kontakt zum Schützenverein aufgewachsen, erläutert sie, das sei in ihrer Familie nie ein Thema gewesen. Sie höre aber immer wieder von den schönen Festen, die im riesigen Zelt in Herzkamp gefeiert würden. Besonders nach zwei Jahren fehlender Gemeinschaft sei es sicherlich von besonderer Bedeutung, sich mit Freunden und Nachbarn zu treffen und entspannt in dörflicher Atmosphäre zu feiern, so Herrmann.

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Traditionsfeiern wichtige Alternative zu Online-Kultur

Sie betont aber noch einen anderen Aspekt: „Gerade für die jungen Leute ist es doch schön, sich zu treffen und Gemeinschaft, Spaß und Entspannung vor Ort zu erleben. Vielleicht kann man beim Feiern auch Kontakte knüpfen, womöglich neue Freundschaften schließen“, sieht sie die reale, traditionsreiche Feierkultur der Herzkamper Schützen als wichtige Alternative zu den Online-Plattformen, auf denen nur unwirkliche, distanzierte und unverbindliche Kontakte stattfinden.

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