Sprockhövel. 2023 wird die Umgehungsstraße in Sprockhövel eröffnet, die bürokratisch L70n heißt. Jetzt geht es um den neuen Namen – was ist Ihr Vorschlag?
Nach Jahrzehnten der Planung und langwierigen Bauarbeiten wird die Umgehungsstraße in Sprockhövel im nächsten Jahr aller Voraussicht nach fertiggestellt. Jetzt soll die Straße mit der bürokratischen Bezeichnung L70n auch einen Namen bekommen. Die Stadtverwaltung schreibt für diesen Fall ein festes Verfahren vor, aber auch die Leserinnen und Leser sind aufgerufen, einen Namen für ihre Umgehungsstraße vorzuschlagen. Bis einschließlich Sonntag, 13. November, können Vorschläge per E-Mail an redaktion.sprockhoevel@waz.de geschickt werden.
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Bedeutsame Frauen haben Vorrang
Für die Vergabe von Straßennamen haben sich Rat und Verwaltung vor 25 Jahren darauf festgelegt, historisch bedeutsame Frauen zu berücksichtigen. Und so hat die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt mit Blick auf die Umgehungsstraße eine Liste mit möglichen Kandidatinnen vorgelegt, die im Verkehrsausschuss am 16. November diskutiert werden sollen.
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Vorschlagsliste der Gleichstellungsbeauftragten
Grete Roland: Die Sozialdemokratin war bei der ersten Kommunalwahl in Haßlinghausen neben drei Kommunistinnen die einzige Frau unter den Kandidaten. Die 31-Jährige war Tochter von Wilhelm Kraft, dem letzten frei gewählten Gemeindebürgermeisters in Haßlinghausen vor 1933, er wurde 1945 von den Nazis getötet.
Ida Haumann: Sie gehörte der verbotenen KPD an. Während des Nationalsozialismus war sie Glied einer Schleuserkette und brachte politisch Verfolgte vor der Gestapo in ihrer Wohnung in Sicherheit, obwohl sie selbst in Armut lebte. Einige der illegal Untergebrachten begleitete sie bis nach Holland.
Marianne Göbelsmann: Unentbehrlich für Amt und Gemeinde Haßlinghausen waren die guten Englischkenntnisse von Marianne Göbelsmann, geborene Hosse, die die amtlichen Schriftstücke stets als „Translator“ signierte. Als Tochter einer jüdischen Mutter hatte sie die Jahre der NS-Herrschaft in Angst und Schrecken verlebt und leistete nun einen wichtigen Beitrag beim Aufbau des demokratischen Gemeinwesens in Haßlinghausen.
Herta Sander: Sie wurde als Herta Röttgen 1897 in Sprockhövel geboren. Die Familie Röttgen war zu diesem Zeitpunkt die einzige jüdische Familie in der Gemeinde Niedersprockhövel. Herta Sander lebte mit Ihrer Familie zunächst in Isselburg, dann in Rees, von wo sie ins Ghetto in Riga und schließlich ins Konzentrationslager Kaiserwald deportiert wurde. Sie starb als Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft an den Folgen der antisemitischen Verfolgung in Stutthoff bei Danzig.
Ein weiterer Vorschlag ist Helene Weber, die aus Wuppertal stammt, was jedoch zu der angrenzenden Wuppertaler Straße passen würde. Helene Weber wäre als eine „Mutter des Grundgesetzes“ sicher auch eine würdige Namensgeberin, votiert die Stadt.
In der Regel Namen mit topografischem Bezug
In der Regel werden jedoch für neue Straßen alte Ortsbezeichnungen oder Namen mit einem topografischen Bezug herangezogen. Das Gebiet der Umgehungsstraße heißt „In den Hülsen“, die Verwaltung schlägt daher „Hülsbergstraße“ vor. Denkbar wäre auch, die L70n Wuppertaler Straße zu nennen, wenn keine weitere Bebauung mit daraus resultierenden Hausnummern für die Umgehungsstraße vorgesehen ist.
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