Sprockhövel. Hauptschüler tun sich in Bewerbungssituationen besonders schwer. Die Malteser halfen jetzt in Sprockhövel mit einem Benimm-Kursus.

Am Donnerstagmittag hieß es für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Benimm-Kurses, edel und fein essen zu gehen ins nahe gelegene Steakhaus Rose, während die viele Mitschüler der Mathilde-Anneke-Schule a la Wochenplan in der Kantine dinierten. Für die erstgenannte Gruppe war es der Höhepunkt nach einer Woche Knigge-Kursus der Malteser, dessen Mitarbeiterinnen zur freundlichen Unterweisung in die Hauptschule gekommen waren.

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Vorstellungsgespräch als Thema

Zuvor aber war am Vormittag noch einmal Benimm angesagt. Die Schülerinnen und Schüler, alle zwischen 15 und 16 Jahre alt, wurden erneut in zwei Gruppen unterteilt. Vor Austeilung der Zertifikate sollte ganz lebensnah über das Thema Vorstellungsgespräch bei Firmen gesprochen werden. Dr. Anneke van Dellen und Irene Roy hatten in ihrer Gruppe am Tag vorher Arbeitsblätter ausgeteilt, mit denen sich die Hauptschüler vorbereiten konnten. Enttäuschung – niemand hatte das getan, alles Schüler saßen unvorbereitet vor den Dozentinnen.

Probleme mit der Disziplin

Schülerin Shabnam aus Afghanistan hat schon klare Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft.
Schülerin Shabnam aus Afghanistan hat schon klare Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Ihr repräsentiert hier nicht nur euch selbst, sondern auch eure Schule!“, mahnte van Dellen. Immerhin waren die meisten Schülerinnen und Schüler – wie verabredet – in einigermaßen anlassentsprechender Garderobe erschienen. Aber mit der Disziplin und Aufmerksamkeit, die während des Knigge-Projektes und natürlich in allen Unterrichtsstunden an den Tag gelegt werden muss, haperte es doch noch erheblich. Schulsozialarbeiterin Nicole Moll musste, um die die Arbeitsatmosphäre zu retten, zwischendurch einen Schüler vor die Tür schicken.

Nun mussten die Malteserfrauen selbst ran: Van Dellen und Roy spielten den Teilnehmern eine typische Bewerbungssituation – Pflegeausbildung in einem Krankenhaus – vor. Sie sparten dabei nicht mit Fehlern, die die Schüler erkennen mussten. „Natürlich bereite ich mich auf den Termin vor“, wusste eine 15-Jährige zu berichten, denn die Frage, warum es ausgerechnet dieser Beruf, diese Ausbildungsstätte sein soll, sei zu erwarten. Pünktlich erscheinen, lieber eine Bus früher nehmen, das leuchtete den Anneke-Schülern ein. „Die Frage: Sind Sie evangelisch oder katholisch? müsst ihr gar nicht beantworten, sie wollen euch damit nur verunsichern“, referierte Irene Roy. Insbesondere die Schüler mit Migrationshintergrund lachten an dieser Stelle herzlich.

Tipps zur Lebensgestaltung

Die Malteser

Die Malteser sind eine internationale katholische Hilfsorganisation. Sie helfen Menschen in Notlagen, unabhängig von deren Religion, Herkunft oder politischer Überzeugung, in Deutschland und weltweit.

In Deutschland engagieren sich fast 50.000 Malteser ehrenamtlich. Mit fast 31.000 hauptamtlichen Mitarbeitern sind die Malteser auch einer der großen Arbeitgeber im Gesundheits- und Sozialwesen.

Wichtiger vielleicht als das formvollendete Essen mit Messer und Gabel werden wohl die Tipps der Referentinnen zur Lebensgestaltung gewesen sein. „Man wird euch fragen, was ihr neben der Schule so macht“, sagte van Dellen. Ehrenamtlicher Einsatz, das stehe aktuell sehr hoch im Kurs. Passe ich nebenbei auf andere Kinder auf? Führe ich Nachbars Dackel aus? Bin ich Trainer im Sportverein? „Wer hier Auskunft geben kann, hat beim potenziellen Arbeitgeber einen dicken Stein im Brett“, vermittelte Roy.

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Shabnam weiß was sie will

Nächstes Jahr werden diese Schüler entlassen – nach den Herbstferien kommt für alle noch einmal ein mehrwöchiges Praktikum. „Macht möglichst viele davon“, empfahlen die Malteserfrauen. Die 15-jährige Shabnam, die vor fünf Jahren als Flüchtling aus Afghanistan nach Sprockhövel gekommen ist, hat bereits klare Vorstellungen davon, was sie in den nächsten fünf Jahren erreichen will: „Ich bin gut in Deutsch und Mathe und möchte medizinisch-technische Assistentin werden. Ich bin flexibel und habe mich über den Beruf schon intensiv informiert.“ Knigge dürfte es gefreut haben.

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