Sprockhövel. Für die Mathilde-Anneke-Schule in Sprockhövel wird nun eine Überwachungskamera gegen Vandalismus diskutiert. Der Vorschlag stößt auf Kritik.
Beschlossen ist, dass es zur Sicherung vor Vandalismus einen Zaun um den Schulhof der Mathilde-Anneke-Schule in Niedersprockhövel geben wird. Der neueste Vorschlag geht noch weiter: eine Überwachungskamera. Die Redaktion schaute an einem späten Nachmittag nach, wer sich nach dem täglichen Schulbetrieb auf dem Schulhof aufhält. Und wie die Idee, eine Videokamera zu installieren, ankommt.
Zerstörungswillige Besucher
Vor allem am Abend, an den Wochenenden und in den Ferien wird der Schulhof seit Jahren von zerstörungswilligen Besuchern heimgesucht. Aber es gibt ja nicht nur diese Gruppe: An diesem Tag waren es zwölf Jugendliche, die auf dem Schulhof zwischen Schulgebäude und Lärmschutzwand entspannten – die meisten in Gruppen. +++ Sie wollen keine Nachrichten aus Sprockhövel verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++
Ansprache von Hausmeister
Von der Diskussion, wegen Zerstörungswut einen Zaun zu errichten, hatten sie noch nichts gehört. „Wir sind vor einigen Wochen mal von einem Hausmeister angesprochen worden, ob wir hier immer Glasscherben hinterlassen“, erzählt die 13-jährige Annalena. Waren sie nicht, versichern sie und ihre Freunde Max und Istvan. „Der Schulhof liegt direkt an der Trasse, da kommen wir mit dem Rad schnell hin und können zusammen Musik hören und chillen“, sagt Max. Keiner von den dreien ist Schüler der Anneke-Schule, sie liege einfach günstig.
Abends kommen andere Leute
Wenn die drei abends gegen 18 oder 19 Uhr wieder nach Hause fahren, kommen ganz andere Leute. „Die sind 20 und älter, fahren oft mit ihren Motorrädern oder sogar mit dem Auto auf den Schulhof und packen Bierkästen aus“, hat Max beobachtet. Ein älterer Mann mit Nordic-Walking-Stöcken, der in der Nachbarschaft wohnt, bestätigt das. „Die bleiben oft bis 22 Uhr und länger, und die Lautstärke ist schon sehr übertrieben.“ Das, so seine Vermutung, seien wohl diejenigen, weswegen jetzt ein rund 70 Meter langer Zaun installiert werden soll.
Türe erst abends schließen
Dass hier etwas gegen Vandalismus geschehen soll, das sehen alle befragten Jugendlichen ein. „Aber wir brauchen doch Treffpunkte in der Stadt“, wirft der 16-jährige Tim ein. Und da müsste die Stadt besser unterscheiden. „Mit einem Zaun zeigt man uns doch: Ihr seid hier unerwünscht“, sagt Benni (15). Sollte, wie beschlossen, eine Tür in der Absperrung jedoch bis abends geöffnet sein und die Abriegelung nur nachts vollzogen werden, ginge das im Urteil der jungen Leute in Ordnung.
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Kamera stößt auf Skepsis
Skeptisch reagieren die angesprochenen Jugendlichen, wenn die Sprache auf die Initiative des Ratsherrn Martin Debold (MiS) kommt. Dessen Haus grenzt unmittelbar an das Schulhofgelände, er hat sogar die der Schule zugewandte Hauswand für Graffiti-Malereien der Hauptschüler freigegeben. „Ich habe der Stadt angeboten, dass sie auf meinem Gelände, unerreichbar von der Schulhof-Seite, eine hochauflösende Überwachungskamera anbringen könnte.“ Sogar die Stromkosten und eine Internetverbindung zur Aufzeichnung durch die städtischen Ordnungskräfte wäre er bereit zu finanzieren.
Lieber anderen Treffpunkt suchen
„Überwachungskameras finde ich echt ungeil“, drückt es Annemarie aus. „Da könnte ja gleich die Polizei eine Streife hier parken“, meint Max. Auch die anderen befragten jungen Leute auf dem Schulhof würden sich lieber einen anderen Treffpunkt suchen, als sich beobachten zu lassen, „auch wenn wir ja nichts zu verbergen haben“, sagt Tom.
Stellungnahme der Stadt
Der Betriebsausschuss hat in seiner Sitzung am 16. Mai beschlossen, einen Zaun zur Abwehr von Vandalismusschäden zu errichten. Die Stadtverwaltung hat erst im Nachhinein die Anfrage von Ratsherrn Martin Debold erhalten, eine Überwachungskamera zu installieren.
In ihrer Stellungnahme sagt die Stadt, in ähnlich gelagerten Fällen habe eine Prüfung ergeben, dass eine Überwachung mittels Kamera nicht erlaubt sei. Die Stadtverwaltung prüft, inwieweit dieser Fall vergleichbar ist und führt gegebenenfalls eine neue Prüfung durch. Auch datenschutzrechtliche Aspekte müssen hierbei berücksichtigt werden.