Sprockhövel. Die Flüchtlingshilfe Sprockhövel hat Hilfsgüter an die Grenze zur Ukraine gebracht. Sechs Ukrainer kamen mit zurück. Was nun geschehen soll.

Am vergangenen Wochenende hat die Flüchtlingshilfe Sprockhövel vier Fahrzeuge mit Hilfsgütern an die polnisch-ukrainische Grenze geschickt. Schlafsäcke, Desinfektionsmittel, aber auch alles für den täglichen Gebrauch hatte der Verein vorher über einen Aufruf in der Presse und den sozialen Medien in großen Mengen gesammelt und verstaut. 1300 Kilometer zu drei Zielen im Grenzgebiet zur Ukraine, wo in diesen Tagen zigtausende Ukrainerinnen und Ukrainer ihrem Land entfliehen. Zurück kamen die Sprockhöveler mit Geflüchteten, für die bereits vorher private Unterkünfte organisiert worden waren.

82-Jähriger steuert einen VW-Bus nach Polen

Diethelm Krause ist der Flüchtlingshilfe in seiner Heimatstadt Sprockhövel schon seit einigen Jahren verbunden. Der 82-Jährige ist im besten Wortsinne noch rüstig genug, um sich auch als Fahrer die Teilnahme an einem Unternehmen wie einem Hilfsgütertransport zuzumuten. „Wir waren immer zwei Fahrer pro Fahrzeug, um wechseln zu können“, berichtet er.

Besichtigung einer riesigen Flüchtlingshalle

Nach einem Zwischenstopp erreichten die Sprockhöveler die Grenzübergänge Przensyl und Korczowa. „In meiner Begleitung war ein Ukrainer, der nach einem Urlaub bei Verwandten in Sprockhövel vom Krieg in seiner Heimat überrascht worden war“, erzählt Diethelm Krause. Die beiden steuerten nach dem Entladen ihres VW-Busses eines der polnisches Auffanglager an, wo auf einer Fläche von gut 10.000 Quadratmetern dicht an dicht gedrängt Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht waren.

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Unendlich müde Menschen

Diethelm Krause hat selbst eine Vergangenheit als Flüchtling, auch wenn sie lange zurückliegt. Was er und sein Begleiter da in der großen Halle sahen, berührte ihn zutiefst. „Es lag eine fast verstörende Ruhe in der Halle, die wenigen Männer, dafür aber vielen Frauen und Kinder wirkten unendlich müde.“ Sie sprachen einige der Menschen an, ob sie mit nach Deutschland wollten. „Da war kein Bedarf, die meisten wollten nach Krakau, weit weg von zu Hause aber auf keinen Fall.“

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Sechs wollen nach Hattingen zur Oma

Der ukrainische Begleiter fand dann doch noch zwei Frauen und ihre jeweils zwei Kinder. Sie erwähnten eine Großmutter in Dortmund, was sich später als Hattingen herausstellte. So setzte sich der VW-Bus am Sonntag mit acht Personen wieder westwärts in Bewegung, eine Übernachtung gab es in Görlitz, wo die Gruppe auf freundliche Menschen stieß, die ihnen eine Nachtquartier und Frühstück am Montag bereitstellten. „Ich bin so begeistert, wie hilfsbereit Menschen sein können“, sagt Krause.

Dankbarkeit und Bescheidenheit

Am späteren Tag kamen Diethelm Krause, sein ukrainischer Begleiter und die sechs Geflüchteten in Sprockhövel an, wo sie im MachMit der Flüchtlingshilfe Sprockhövel mit Kaffee und Kuchen bewirtet wurden. Mittlerweile sind sie bei der Großmutter in Hattingen untergekommen. „Mich rührt immer noch die unglaubliche Dankbarkeit und Bescheidenheit dieser Menschen“, sagt Krause, der mit den Tränen kämpfen muss.

25.000 Euro Spenden für Ukrainer

Die Euphorie über die sechs nach Deutschland geholten Flüchtlinge aus der Ukraine ist in Flüchtlingshilfe groß. Schon wird der nächste Transport von Hilfsgütern wie Lebensmittel, Decken und Schlafsäcken geplant – diesmal nach Chelm.

25.000 Euro Spenden sind innerhalb von vier bis fünf Tagen bei der Flüchtlingshilfe eingegangen. Damit kann vielen Ukrainern finanziell über einige Zeit geholfen werden, denn Leistungsansprüche an den Staat haben sie nicht.

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