Sprockhövel. Rockmusik in Sprockhövel: Das Wuppertaler Basta-Theater gastierte mit einem musikalischen Rio-Reiser-Stück in der „Kultur.Kirche.Herzkamp“.
Im Herzen der Evangelischen Kirche Herzkamp steht sie schmucklos und ohne großen Schnickschnack: Die Bühne, auf der später eine musikalische Hommage an den in Erinnerung gebliebenen Rio Reiser stattfinden wird. Mit schlichtem schwarzen Hintergrund verspricht die Bühne nicht viel und hält dafür umso mehr für die erwartungsvollen Besucher bereit.
Gefühl von Nostalgie und Erinnerung
„Früher Hausbesetzer und heute Hausbesitzer“, beschreibt Hans-Werner Zielis, Mitorganisator, mit einem halben Lächeln das bunt zusammengewürfelte Publikum. Und recht hat er. Rund einhundert Zuschauer mit mittlerweile zum großen Teil ergrauten Haaren folgen mit Staunen und guter Laune den von Rudi Rhode und Band interpretierten Liedern.
Rio Reiser und Rudi Rhode, das passt einfach zusammen. Ein Gefühl der Nostalgie und Erinnerung macht sich bereit. „Rio Reiser ist natürlich allen bekannt und einfach Teil der eigenen Jugend“, erzählt Marion Krohn. Gemeinsam mit ihrer Begleiterin Sabine Limberg hatten sie schon zum ursprünglichen Termin im Jahr 2020 Karten für das Konzert erworben und freuten sich nun, dass es endlich stattfand.
„Reiser hat viele Liebesgeschichten erzählt, aber mein Lieblingslied ist und bleibt Junimond“, verrät Marion Krohn. Und die klassische Hymne: König von Deutschland. „Das Lied kennt natürlich auch jeder. Das ist einfach unsere Jugend gewesen“, ergänzt Sabine Limberg.
Zeitreise in die Kultur- und Politszene der 1970er und 80er
Und ganz getreu den berühmten Worten aus dem wohl bekanntesten Lied von Rio Reiser „das alles und noch viel mehr“ verbarg sich hinter dem Konzert von Rudi Rhode und Band auch so vieles mehr. Die Zuschauer erwartete kein klassisches Konzert, sondern dank der kompetenten Besetzung eine Zeitreise zurück in die Kultur- und Politszene der 1970er und 80er Jahre.
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Rio Reiser als Revolutionär, in der eigenen Selbstfindungsphase oder als mystischer Charakter, den typischen Reiser-Schlapphut aufgesetzt und schon war Rudi Rhode in seiner Rolle und führte durch das bewegte Leben vom Sänger der Band Ton, Steine, Scherben. War vielen der einstigen und heutigen Zuhörer der Sänger vormalig als Frontsänger der deutschen Rockband besonders durch die sozialkritischen Lieder bekannt, lernten sie den als Ralph Christian Möbius in Berlin geborenen Reiser an diesem Abend von einer ganz anderen Seite kennen.
Und genau das ist es, was die Hommage an Reiser anlässlich seines 25. Todestages von Rudi Rhode und Band so passend für die Kulturkirche Herzkamp macht, findet Ute Braukmann. „Über die Erinnerungen kommt man ins Gespräch, man teilt seine Gefühle und findet darüber eine emotionale Anbindung“, erklärt sie weiter. Auch Pfarrer Ortwin Pfläging zeigt sich von dem Programm begeistert: „Rio Reiser war und ist einfach legendär. Seine Zeitansage von damals ist auch heute noch aktuell und fordert zum Nachdenken heraus.“
Erlös der Konzerte finanziert Kirchenrestaurierung
Für das Licht- und Showeffekte sorgte an diesem Abend erstmals ein 16-jähriges Gemeindemitglied, welcher sich das Equipment selbst finanziert hatte. Für Pfarrer Ortwin Pfläging und Mitorganisator Hans-Werner Zielis ein deutliches Zeichen für den Erfolg der Kulturkirche: „Durch die breite Vielfalt von Genres bringen wir alle zusammen.“
Der Erlös des Konzertes wird für den Erhalt und die Restaurierung der Kirche verwendet. Am Sonntag, 14. November, folgt mit „Apocalypse Now – Die Johannesapokalypse in Wort und Klang“ das nächste Konzert in der Kulturkirche Herzkamp. Tickets gibt es für 14 bzw. 12 Euro.