Sprockhövel. Axel Echeverria holt mit drei Punkten Vorsprung den Sieg für die SPD in Sprockhövel. CDU-Kandidat Hartmut Ziebs erreicht sein Ziel nicht.

„Wenn alle Städte im Wahlkreis so wählten wie hier in Sprockhövel – wir bräuchten uns keine Sorgen zu machen“, so sprach Direktkandidat Hartmut Ziebs zur Eröffnung des CDU-Bundestagswahlkampfes vor wenigen Wochen auf einem Bauernhof in Herzkamp. In Sprockhövel ist diese Rechnung indes nicht aufgegangen, und im Wahlkreis 139 insgesamt noch weniger.

Unvergleichliche Bundestagswahl

Die 20 Wahlbezirke in Sprockhövel waren Die Kanzlerin, die von sich aus geht, keine Zusagen für Bündnisse und eine noch nie dagewesene Zahl von Briefwählerlinnen und Briefwählern – die Bundestagswahl 2021 war auf ihre Art unvergleichlich und hat auch nur halbwegs zuverlässige Vorhersagen unmöglich gemacht.

Kopf-an-Kopf-Rennen der beiden Größeren

Und so fieberte das Wahlvolk am Sonntag der 18-Uhr-Marke entgegen. In Sprockhövel trudelte gegen 18.40 Uhr das erste Wahlbezirksergebnis ein. Der Eindruck, der sich ab jetzt die nächsten Stunden verfestigt, ist dieser: Die SPD liegt in der Stadt sowohl bei den Erst- wie bei den Zweitstimmen – mal mehr, mal weniger – vorne, die Grünen mit ihrer Kandidatin Ina Gießwein ordnen sich wie im Bund bei knapp 15 Prozent ein, die FDP mit Anna Neumann unwesentlich darunter. Zu diesem Zeitpunkt war zumindest absehbar, dass sowohl CDU mit Hartmut Ziebs und SPD mit Axel Echeverria als Direktkandidaten in Sprockhövel über den Bundesergebnissen liegen würden, wie auch, dass die AfD mit ihrem Kandidaten Carl-Dietrich Korte mit knapp sieben Prozent deutlich hinter dem Bundesergebnis zurückbleiben wird. Völlig abgeschlagen jedoch rangiert der Direktkandidat Clemens Jost von der Partei Die Linke: Der Ertrag ist so gering, dass er nur noch in der Rubrik Sonstige erfasst wird.

SPD sieht Machtwechsel in Berlin

„Ein höchst erfreuliches Ergebnis, das wir in Sprockhövel und im Wahlkreis errungen haben“, sagt SPD-Stadtverbandsvorsitzende Marion Prinz. Nach ihrer Meinung sollte das die Basis sein für einen Politikwechsel in Berlin. „Meiner Meinung nach war der Wahlkampf hier in Sprockhövel diesmal sehr harmonisch, wir hatten als SPD eine gute Resonanz in der Bevölkerung.“ „Wir können auf unser Resultat stolz sein“, meint CDU-Stadtverbandschef Torsten Schulte. Aber es müsse auch etwas aus dem Wahlkampf gelernt werden: „So gut es geklappt hat, Hartmut Ziebs mit den Sprockhövelern in Kontakt zu bringen, so sehr müssen wir in Zukunft mit neuen Themen mehr Wähler mobilisieren.“

Grüne haben lachendes und weinendes Auge

Ein lachendes und ein weinendes Auge sieht Grünen-Ortsverbandssprecher Alexander Karsten nach der Wahl. „Am Ende gab es nur noch das Ringen der beiden Kandidaten Scholz und Laschet, darunter hat neben den Grünen ja auch die FDP im Ergebnis gelitten, weil sich der Wahlkampf nur noch auf diese beiden fokussiert hat“, sagt Karsten.

FDP sieht spannende Konsequenzen

Patrick Napp, neuer Fraktionsvorsitzender der FDP im Rat der Stadt Sprockhövel, kann sich über das Ergebnis der Liberalen im Bezug auf die Stadt und auch im Wahlkreis nur freuen. „Das Kopf-an-Kopf-Rennen von Laschet und Scholz hat ja in Sprockhövel und auch im ganzen Wahlkreis 139 seine Entsprechung gefunden. Und es wird jetzt richtig spannend, wenn es um die Koalitionsverhandlungen in Berlin geht.“

Wahlergebnisse in Stadt und Wahlbezirk

Und das sind die Ergebnisse. Zunächst die Resultate für Sprockhövel: CDU Erststimmen: 28,96 Prozent (Zweitstimmen 25,64 Prozent), SPD (31,60/31,20), FDP (10,63/12,52), AfD (6,71/6,62), Grüne (15,39/14,8). Die Wahlbeteiligung liegt bei 84 Prozent.

Hier die Resultate im Wahlkreis Ennepe-Ruhr II (139): CDU (24,35/21,73), SPD (35,32/33,50), FDP (8,61/10,71), AfD (7,55/7,48), Grüne (15,82/15,96).

KOMMENTAR: Klarer Auftrag an die SPD

Die SPD hat in Sprockhövel in einem Kraftakt einen deutlichen Vorsprung der CDU errungen. Wie immer die Regierungsbildung in Berlin verlaufen wird, ob mit oder ohne Beteiligung der Sozialdemokraten – aus Sprockhövel und sogar noch deutlicher aus dem Wahlkreis 139 nimmt der Direktkandidat Axel Echeverria einen klaren Auftrag mit in die Bundespolitik.

CDU-Kandidat Hartmut Ziebs, der doch offensichtlich mit Themen wie Handwerk und Katastrophenschutz zu punkten hoffte, hat es auch in Sprockhövel nicht geschafft. Obwohl doch der Aufwind für die Union mit dem Erfolg bei der Kommunalwahl manifest geworden war.

Die Grünen blieben in Sprockhövel, wie auch im Bund, deutlich hinter ihren Möglichkeiten zurück. Und dennoch: Mit einer Verdoppelung ihrer Stimmen im Vergleich zur Wahl 2017 zeigen die Sprockhöveler, dass ihnen die Themen wie Klimaschutz und Nachhaltigkeit wichtiger geworden sind – und sie die Kompetenz dafür zuerst bei den Grünen sehen.

Ein Wort zur Linken: Deren Direktkandidat ging deutlich auf Distanz zur den Wählerinnen und Wählern. Die Quittung für solche Ignoranz ist die Abstrafung unter ferner liefen. Diese Partei hat sich offenbar im Ennepe-Ruhr-Kreis II völlig aufgegeben.