Sprockhövel. Erfolg für den Filmemacher Christian Zipfel aus Sprockhövel: Das ZDF hat bei ihm eine Reihe über Reichtum für Terra X in Auftrag gegeben.

Regisseur Christian Zipfel aus Sprockhövel hat seit seinem „Einser“-Masterabschluss der Film-Uni Potsdam im März 2020 weiter Karriere gemacht – auch wenn Corona es ihm nicht einfach mache. „Alle Filmfestivals finden online statt, sich mit Filmschaffenden zu vernetzen, ist zur Zeit sehr schwierig.“ Gerade dieses Networking sei jedoch besonders wichtig. „Um viele kommerzielle Aufträge kann man sich nicht bewerben, man muss sich vernetzen und den richtigen Leuten auffallen.“ Und das ist er offensichtlich: „Eine ZDF-Produktionsfirma rief mich im vergangenen August an und fragte, ob ich eine Reihe der Wissenssendung ‘Terra X’ drehen will.“ Er hatte.

Mit einem Schlag mehr Budget und Publikum

Mit der Terra X-Reihe steigerte sich auf einen Schlag neben der Publikum- und Setgröße auch sein Film-Budget. Zuvor lag es bei 15- bis 30.000 Euro pro Film, die Terra X-Reihe kostete hingegen etwa 750.000 Euro, schätzt Zipfel. „110 Personen waren am Set involviert und in den riesigen Hallen der berühmten Nu Boyana-Studios in Bulgarien wurden dafür komplette Städte verschiedener Epochen aufwendig nachgebaut.“ Beispielsweise das zeitgenössische New York, Schottland, das antike Rom und Athen, zählt er begeistert auf, –„da zu drehen, war eine tolle Erfahrung.“ Für das Projekt Terra X habe er sich bewusst entschieden. „Weil das Thema der Reihe ,Geschichte des Kapitalismus’ spannend und hochaktuell ist – es ist wichtig zu verstehen, wie der Kapitalmarkt funktioniert, gerade im ständigen Kontext mit der Corona-Krise.“

Zipfel dreht alle Genres – mit Erfolg

Der Sprockhöveler Filmemacher Christian Zipfel, hier bei den Filmfestspielen in Venedig
Der Sprockhöveler Filmemacher Christian Zipfel, hier bei den Filmfestspielen in Venedig © Christian Zipfel | Christian Zipfel

Der 29-jährige Wahl-Berliner dreht auch andere Genres, beispielsweise Komödien und Dramen – im Gegensatz zu den meisten anderen jungen Regisseuren ist er nicht auf ein Genre festgelegt. „Mich interessiert in erster Linie, wie interessant eine Geschichte ist und dann schaue ich, mit welchem Genre ich sie bestenfalls erzählen kann.“ Dieses Absetzen von den üblichen Gepflogenheiten und natürlich auch die Qualität die er liefert – er studierte mit Stipendien an der internationalen Filmhochschule Köln und der Konrad Wolf Film-Universität in Babelsberg – führten wohl zum anhaltenden Erfolg: Seit seiner Einladung zu den Filmfestspielen von Venedig (die WAZ berichtete) waren seine Filme auf fünf Filmfestspielen für Preise nominiert. Sein Abschlussfilm der Berliner Film-Uni war sogar für den Prix Europa nominiert und gewann den Avanca Award.

Förderungen und Stipendien für aktuelle Filme

Doch darauf ruht sich der junge Filmschaffende nicht aus: Im Mai diesen Jahres startet die Konzeptionierung zu einem Holocaust-Film, erzählt er. Der Film werde voraussichtlich ab Februar 2022 gedreht und später im Bildungskontext genutzt. „Auch diese nicht kommerziellen Projekte liegen mir am Herzen, um sie zu realisieren, nutze ich Filmförderungen.“ Im Oktober 2020 erhielt er außerdem das mit 20.000 Euro dotierte Künstlerstipendium der Wim Wenders-Stiftung. „Ich kann mittlerweile ganz normal von meiner Arbeit leben, diese Förderung ermöglicht mir aber, kommerzielle Projekte abzusagen und Zeit für Herzensprojekte zu haben.“

Herzensprojekt wird im Ruhrgebiet gedreht

Herzensprojekte wie „Pestizid“, einer tragische Liebesgeschichte, an der er aktuell schreibt und bei der ein Teil des Film-Paars geistig behindert ist. Er betont: „Zentrales Filmthema ist jedoch nicht die Behinderung, sondern die Liebesgeschichte.“ Da er privat Menschen mit Behinderungen kenne, sei ihm das Thema besonders wichtig, bereits zum zweiten Mal setzt er es cineastisch um. „Ich möchte das Thema Behinderung anders als üblich angehen.“ Anders als beispielsweise im Filmklassiker „Rain Men“, der um den Autismus von Darsteller Dustin Hoffmann kreiste, erklärt er. „Es muss aufgeklärt werden: Bei Menschen mit Handicap dreht sich nicht alles um die Behinderung, sie haben auch andere Probleme, so wie eben alle Menschen.“ Der Dreh zu „Pestizid“ werde vermutlich in 2024 starten. „Und zwar endlich mal im Ruhrgebiet“, freut sich Zipfel, „und vielleicht ja auch in Sprockhövel – wir werden sehen.“

Serie wird im Mai ausgestrahlt

Die dreiteilige Themenreihe, die Christian Zipfel in den berühmten Boyana-Studios in Bulgarien gedreht hat, handelt von der Geschichte des Reichtums.

Das Streben nach Wohlstand hat den Lauf der Welt schon immer bestimmt: Es löste Revolutionen, technische Innovationen und Kriege aus, schuf aber auch Sozialsysteme, Kunst und Literatur.

Alle drei Folgen sind vorab ab dem 19. Mai in der ZDF-Mediathek zu sehen. Ausgestrahlt wird die Reihe erstmals am 20. Mai um 20.15 Uhr auf 3Sat, das ZDF zeigt sie ab dem 23. Mai an drei Sonntagen, jeweils ab 19.30 Uhr.