Sprockhövel. Maren van Norden ist Neuzugang in der Stadtverwaltung. Sie kämpft gegen Ungleichbehandlungen in und außerhalb des Rathauses

Maren van Norden hat ihre Arbeit im November aufgenommen. Die 26-jährige Berufseinsteigerin soll nicht allein für die Mitarbeitenden in der Stadtverwaltung, sondern auch für die Bürger Sprockhövels Ansprechpartnerin sein. Dafür bringt sie passgenaue Qualifikationen mit.

Soziologie und Geschlechterforschung

Gebürtig kommt Maren van Norden aus dem Kreis Soest, ihren Bachelor-Abschluss hat sie 2019 nach dem Studium der Fächer Soziologie und Geschlechterforschung gemacht. Parallel zu ihrer Beschäftigung in der Stadtverwaltung (Einstiegsgehalt nach E 9b: knapp 3000 Euro) studiert sie noch in Düsseldorf einen gesellschaftspolitischen Schwerpunkt im Masterstudiengang Empowerment Studies, wobei der englische Begriff die "Herstellung von Selbstbestimmung über die Umstände des eigenen Lebens und Lebensumfeldes" beschreibt.

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Grundlage ist Landesgleichstellungsgesetz

Als Gleichstellungsbeauftragte in Sprockhövel ist Maren van Norden zunächst einmal für die Umsetzung des Landesgleichstellungsgesetzes zuständig. "Konkret heißt dies, dass ich auf den Abbau von Ungleichbehandlungen und Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts achte", sagt sie. Darüber hinaus fördert van Norden die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sorgt sich um den Wiedereinstieg in den Beruf nach Abwesenheit, begleitet Stellenbesetzungsverfahren, damit diese diskriminierungsfrei ablaufen. "Ich mache mich stark dafür, dass in der Verwaltung eine Quote von 50 Prozent Frauen in den verschiedenen Fachbereichen erreicht wird - auch in Führungspositionen", betont Maren van Norden. Die genannten Aufgaben bewältigt sie allein im Rathaus, aber auch über Netzwerke wie etwa den "Runden Tisch gegen Gewalt an Frauen". "Ich finde es unglaublich wichtig, dass Sprockhövel sich mit anderen Institutionen und Städten des Kreises verbindet, um gemeinsam wirkmächtiger zu sein."

Bürgersprechstunde geplant

Die neue Gleichstellungsbeauftragte ist im Umfang einer halben Stelle bei der Stadtverwaltung beschäftigt, das passt ihr persönlich gut zum erwähnten Masterstudium. Andererseits ist die neue Stelleninhaberin über ihren Job im Rathaus hinaus ansprechbar für die Bürgerinnen und Bürger Sprockhövels (02339/917-382 und van-norden@sprockhoevel.de). "Ich will bald eine Bürgersprechstunde einrichten, die nach Corona auch persönlich erfolgen soll", sagt sie. Gerade weil sie nicht aus Sprockhövel komme, sei ihr der Austausch wichtig. Es mache keinen Sinn, mit festgefahrenen Vorstellungen in eine Stadt zu kommen, Kennenlernen sei wichtig.

Bekenntnis zum Feminismus

Maren van Norden bekennt sich zu einer feministischen Haltung, "ich bin überzeugt, dass alle Geschlechter nicht nur rechtlich gleichgestellt sein sollten, sondern auch auf institutioneller Ebene gerechte Voraussetzungen und Chancen haben sollten", sagt sie. Die Frauenbewegung habe viele Fortschritte erkämpft, "und trotzdem existieren diskriminierende Strukturen und stereotype Zuschreibungen auf Grund des jeweiligen Geschlechts." Über Jahrtausende gewachsene Macht- und Herrschaftsverhältnisse würden nicht einfach verschwinden, weil Frauen die gleiche rechtliche Stellung erlangen, ist sie überzeugt.

KOMMENTAR: Halbe Stelle für ganze Aufgabe

Was haben sich die Parteien in Sprockhövel in den letzten drei Jahren um den Arbeitsumfang der Gleichstellungsbeauftragten gezofft: Alle schworen, wie wichtig ihnen der Einsatz von Sabine Schlemmer und später Ina Zylla sei, kontrovers wurde es aber stets bei der Finanzierung dieser Aufgabe.

Am Ende gab es eine Mehrheit für eine halbe Gleichstellungsbeauftragte, die aber nicht mehr für die Menschen außerhalb des Rathauses zuständig ist. Das wurde nun mit Maren van Norden offenbar wieder geändert: Halbe Stelle für eine ganze Aufgabe? Gleichstellung für 25.000 Menschen von Montag bis Mittwoch? Das klingt nun wirklich unrealistisch und wird dem Anspruch von Bürgernähe nicht gerecht.