Sprockhövel. Stadtverwaltung: Auslastung der städtischen Einrichtungen liegt aktuell bei 75 Prozent. Landesregierung will das stark einschränken
In den Kindertagesstätten in NRW soll es nach dem Willen der Landesregierung ab Montag nur noch einen eingeschränkten Pandemie-Betrieb geben. Doch sollen die Kitas prinzipiell bei reduziertem Betreuungsumfang offen bleiben. Die Pläne von Familienminister Joachim Stamp stoßen in Sprockhövel auf positive Resonanz.
75 Prozent Auslastung bei den Kitas
Geschäftsbereichsleiterin Evelyn Müller, bei der Stadt auch zuständig für Kindergärten und Schulen, sieht Sprockhövel noch weit entfernt von diesen Forderungen aus der Politik. "In den drei städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen, wo immerhin planmäßig 252 Kinder versorgt werden, kommen wir zurzeit auf eine Belegung von 75 Prozent der Plätze." Und das, obwohl doch vor dem zweiten Lockdown an die Eltern appelliert worden war, angebotene Notbetreuungsplätze auch wirklich nur zu nutzen, wenn dies unbedingt nötig sei. Damit sei ungefähr wieder dieselbe Betreuungsquote erreicht wie im Frühjahr, als beim ersten Lockdown Notplätze für die Kinder von Eltern mit so genannten systemrelevanten Berufen vorgehalten wurden.
Betreuerinnen haben selbst Kinder zu Hause
Mit 111 Plätzen in sechs Gruppen ist die städtische Natur-Kita Schee die größte Einrichtung der Stadt. Leiterin Ulrike Kümpel teilt mit, dass hier aktuell ein Drittel der Betreuungsplätze belegt sei. "Das hat aber fast keine Auswirkungen auf die derzeitige Personalstärke in der Einrichtung", sagt die Chefin, denn natürlich werde darauf geachtet, die Kindergruppen nicht zu mischen. "Nicht immer ist das leicht zu organisieren, denn über Weihnachten und nach Neujahr haben einige Mitarbeiterinnen auch Urlaub und selber zu betreuende Kinder zu Hause", sagt Ulrike Kümpel. Der Verlauf der Corona-Pandemie gebiete auch Vorsicht im Kindergartenbereich, betont die Leiterin. "Aber Kinder brauchen auch die sozialen Kontakte mit Gleichaltrigen für ihre Entwicklung und viele Eltern sind nun einmal beide berufstätig und haben keine familiäre Möglichkeit für eine Betreuung", so Kümpel. Aber: "Notbetreuung sollte eben nur für Notfälle vorgehalten werden, damit wir Kontakte stark reduzieren können."
Nächste Woche Vollbetrieb erwartet
Genau hier hakt auch Lydia Holl ein. Sie ist Einrichtungsleiterin im Familienzentrum KAZ "KÄZchen Niedersprockhövel. Hier werden im Normalbetrieb 20 Kinder unter drei Jahren in zwei Gruppen betreut, hinzu kommen fünf Überhangsplätze. KÄZchen zählt somit zu den kleineren Einrichtungen in Sprockhövel. Auch hier kann von Notbesetzung keine Rede sein, 15 Kinder werden bis Ende der Woche hier morgens abgegeben. "Wenn von der Landesregierung kein Riegel vorgeschoben wird, werden wir in der kommenden Woche wieder 25 Kinder hier haben", ist Lydia Holl überzeugt. Die Erzieherin lobt all jene Eltern, "die zu Hause den Spagat schaffen zwischen ihrer Arbeit und der Kinderbetreuung, ohne ihre Kita in Anspruch zu nehmen." Sie würde es begrüßen, wenn die Kinder zu Hause bleiben, die zu Hause bleiben können.
Entscheidung der Landesregierung
Am Mittwochnachmittag wurde bekannt, dass die Landesregierung die Kitas während des verlängerten Lockdown bis Ende Januar zwar offenhalten will. Der angebotene Betreuungsumfang soll jedoch für jedes Kind im Januar um zehn Stunden pro Woche reduziert werden. Ein Nachweis über Betreuungsbedarf soll nicht verlangt werden.