Sprockhövel. Die verordnete Rückkehr zum Präsenzunterricht wird in Sprockhövel positiv aufgenommen. Doch die Risiken sollten ernst genommen werden

Am Montag hat NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer ein umfangreiches Schutzkonzept vorgestellt, das Schulen und Schüler zum Beginn des neuens Schuljahres in der nächsten Woche beachten sollen. Trotz wieder steigender Corona-Infektionszahlen will die Landesregierung die Rückkehr zum Präsenzunterricht. Die totale Maskenpflicht an weiterführenden Schulen gilt da ebenso wie die Befreiung von der Maske während des Unterrichts in den Grundschulen. In Sprockhövel stoßen die neuen Vorgaben aus Düsseldorf auf Verständnis.

Schulleiterin soeben zurückgekehrt

Für Christiane Albrecht werden die nächsten Tage und Wochen eine besondere Herausforderung darstellen. Die Leiterin der Mathilde-Anneke-Schule ist nach einigen Monaten Abwesenheit am Dienstag an ihre Hauptschule an der Dresdener Straße zurückgekehrt. "So habe ich die die ganzen tiefgreifenden Veränderungen seit dem Lockdown im Frühjahr nicht miterlebt. Wenn ich jetzt wieder einsteige, werde ich mich an die neue Situation erst gewöhnen müssen, die Andreas Lensing als Interimsrektor in der Zwischenzeit wirklich gut organisiert hat."

Prinzip Präsenzunterricht "sehr ambitioniert"

Den neuen Spielregeln aus Düsseldorf kann die Schulleiterin im Prinzip viel abgewinnen. "Eindeutige Anweisungen finde ich besser, als wenn alle wichtige Entscheidungen auf dem Rücken der einzelnen Schule abgeladen werden." Nach ihrer Ansicht die wesentlichen Pläne für die Beschulung der rund 230 Hauptschüler bereits vor den Sommerferien umgesetzt worden. "Dass jetzt durchgehend Mund-Nasen-Schutz in den Fluren, den Klassenräumen und auf dem Schulhof getragen werden muss, sehe ich schon als große Belastung", sagt Albrecht, und auch die Tatsache, dass nun alle Schüler zeitgleich zurück an die Schule kommen, sei "sehr ambitioniert" von Gebauer gedacht. Mittlerweile habe das Lehrerkollegium getagt und alles auf den Weg gebracht, dass das Schuljahr sicher und in guter Lernatmosphäre starten könne.

Grundschulen sehen sich gut vorbereitet

An den beiden größeren Grundschulen in Sprockhövel sieht man sich durch die Erfahrungen des letzten Schulhalbjahres einigermaßen gut vorbereitet, "zumal die Unterschiede zum Regelwerk vor den Sommerferien auch nicht so groß sind", sagt Benedikt Heufken, Rektor der Grundschule Haßlinghausen. Zwar müssen auch hier die Schüler künftig in der Schule und auf dem Pausenhof eine Maske tragen, an ihrem Platz in der Klasse dürfen sie den Mund-Nasen-Schutz aber während des Unterrichts ablegen. "Wir hatten aber mit einer solchen Regelung schon am Schuljahresende gerechnet und den Präsenzunterricht, wo ja alle wieder da sind, als Grundlage für meine Planung zur Unterrichtsverteilung genommen", so Heufken.

Corona-Zahlen steigen wieder

"Ich werte die Vorgaben aus dem Schulministerium als prophylaktischen Akt", sagt Ulrike Böller, Leiterin der Grundschule Börgersbruch. Man müsse doch registrieren, dass die Corona-Zahlen wieder ansteigen, "und da sind viele Urlaubsrückkehrer bis einschließlich des kommenden Wochenendes noch gar nicht berücksichtigt." Andererseits müsse auch der Erfahrung Rechnung getragen werden, welch negative Folgen der weitestgehend eingeschränkte Schulbetrieb letzten Schulhalbjahr für viele Schüler gehabt habe. "Präsenzunterricht ist wirklich die beste Form des Lernens", zitiert Böller die Ministerin. "Aber es dürfen keine gesundheitlichen Risiken damit verbunden sein!"

Eltern haben völlig unterschiedliche Meinungen

Sicherheit, das ist auch das Stichwort für Denise Gaedt. Die Vorsitzende der Elternpflegschaft der Grundschule Haßlinghausen lässt keinen Zweifel: "Wir Eltern wünschen uns mit Blick auf die Schule die Rückkehr zur Normalität." Das dürfe jedoch nicht auf Kosten der Unversehrtheit der Kinder geschehen. Gaedt berichtet, dass die Elternschaft in dieser Frage sehr unterschiedliche Ansichten vertrete. Sie stört sich an Inkonsequenzen: "Einerseits wird strikt auf die Abgrenzung der verschiedenen Klassenverbände in einer Schule geachtet. Andererseits werden die Schüler der verschiedenen Klassen bei der anschließenden Betreuung wieder durchmischt." Was ihr ebenso zu kurz kommt, ist die Frage nach ausreichend vorhandenem Lehrpersonal.

Das Phänomen Lehrernot

Schulleiter Benedikt Heufken macht die Lehrernot ebenfalls zum Thema. Bedingt durch Corona müsse er auch zum Schuljahresbeginn auf einige Lehrer verzichten.

Die Ankündigung aus Düsseldorf, es würden mehr Lehrer eingestellt, findet er prima. "Ich gebe nur zu bedenken, dass der Markt leergefegt ist."