Sprockhövel. In den 15 Kitas werden Plätze für Kinder angeboten,deren Eltern auswärts arbeiten. Die Erzieherinnen wachsen weit über sich hinaus
Am Anfang waren es gerade mal zwei Kinder, deren Eltern dringend bei der Evangelischen Kindertageseinrichtung am Perthes-Ring nachsuchten, weil sie in so genannten "systemrelevanten" Berufen arbeiten. Das war Mitte März. "Seither ist die Zahl kontinuierlich gestiegen", sagt die Leiterin Dörte Küpper-Krieft. Corona hat alles verändert: 63 Kinder sind seit sechs Wochen zu Hause, immer drei Erzieherinnen der Einrichtung in Niedersprockhövel kümmern sich um die aktuell acht Zöglinge, die jetzt in Kleingruppen zu maximal fünf Kindern betreut werden.
Elf Kinder zum Stichtag 23. März
"Die Situation hat sich mit jedem Tag verändert", sagt auch Evelyn Müller. Die Geschäftsbereichsleiterin in der Stadtverwaltung berichtet, zum Stichtag 23. März hätten einige der insgesamt 15 Einrichtungen in Sprockhövel mit elf Kindern begonnen, deren Eltern in ihren Jobs dringend benötigt wurden; am Folgetag seien es bereits 17 gewesen. Der Anstieg der Kinder in Notbetreuung habe parallel zu den Lockerungen, die von den Ministerpräsidenten verfügt wurden, zugenommen. "Nach den Osterferien ab 20. April waren es dann nur noch zwei Kitas, die keine Schützlinge im Haus zu betreuen hatten. Innerhalb einer Woche bis zum 27. April waren dann schon 50", bilanziert Evelyn Müller. Die letzte Zahl, die am Montag gemeldet wurde, war dann 78, bis auf eine Einrichtung sind jetzt alle mit dieser besonderen Klientel dabei. Und die Zahlen werden weiter steigen, ist Müller überzeugt - auch weil in den vergangenen Wochen immer mehr Berufe als wichtig erachtet wurden.
Nachweis für Betreuung erforderlich
Dabei lag es nicht in der Hand der Eltern, darüber zu entscheiden, ob ihr Kind zu dem begünstigten Kreis gehöre. "Darüber muss ein Nachweis vorgelegt werden, der vom jeweiligen Arbeitgeber ausgestellt wird." Auch können nicht beliebige Zeiten für die Notbetreuung gebucht werden, "das Kita-Angebot orientiert sich daran, wie viele Stunden das Elternteil arbeitet, Teil- oder Vollzeit", betont Müller. Diese Spielregeln wurden natürlich nicht sofort von allen Elternhäusern akzeptiert, es habe im März einige "Anfragen" bei den Einrichtungen und auch beim Jugendamt gegeben, berichtet die Geschäftsbereichsleiterin. "Bald aber waren alle Regularien verstanden und es gab keine Missverständnisse mehr."
Kita und Homeoffice im Wechsel
In der Regel läuft es jetzt in den Einrichtungen so: Jede Kita hat Teams gebildet, die sich mit der Betreuung der Kleingruppen abwechseln, so dass immer ein Teil der Mannschaft im Homeoffice arbeitet. "Dort werden dann in Ruhe etwa die Bildungsdokumentationen für jedes einzelne Kind erstellt, aber es ist auch Zeit, kreativ zu arbeiten", berichtet Evelyn Müller.
Erste Post für die Kinder vor Ostern
Wie das aussieht, beschreibt Kita-Leiterin Dörte Küpper-Krieft für ihre evangelische Kita am Perthes-Ring. "Vor Ostern haben wir Erzieher darüber gesprochen, dass wir für die Kinder zu Hause etwas tun müssen", berichtet sie. Schließlich haben die Schützlinge ja zu ihren Betreuerinnen Beziehungen aufgebaut, die jetzt nicht durch die Corona-Trennung verloren gehen sollten. So wurde für jedes Kind ein dicker Postumschlag vorbereitet, in dem sich Bastelbögen, Liedblatt, die Ostergeschichte und viele liebe Grüße befanden. "Die haben wir dann mit dem Fahrrad zu den Kindern gebracht. Seither ist diese Form des Kontaktes nicht abgebrochen."
Kleine Videos produziert
Erzieherinnen in der Homeoffice-Phase produzieren kleine Videos, wo gespielt und gesungen wird. Vorschulkinder bekommen Extra-Post mit Rechenaufgaben und anderen Vorbereitungen auf die Schule, "wir wollen ja nach der Pandemie bei den Kindern nicht bei null anfangen", betont die Kita-Leiterin.
Keine Masken in der Kita
Die Kita-Kinder in der Notbetreuung tragen gemäß Vorschrift keine Masken. Die Eltern bringen die Kleinen morgens bis zur Pforte, in die Kita dürfen sie nicht.
Abstandsgebote zu ihren Erzieherinnen lassen sich bei Drei- oder Vierjährigen nicht umsetzen, sagt Dörte Küpper-Krieft. "Kinder brauchen Hilfestellungen, da ensteht automatisch Körperkontakt."