Sprockhövel. Feuerwehrchef Christian Zittlau im Gespräch: Kein Kamerad an Corona erkrankt. Schulungen und Übungen liegen auf Eis. Unterstützung für Altenheime

Die Sicherheit in den Städten hängt in erheblichem Maße vom Funktionieren der Feuerwehr ab. Mit Gefahren kennen sich sie Ehrenamtlichen der Freiwilligen Feuerwehr aus, doch jetzt kommt noch das Corona-Virus als Herausforderung hinzu. Ein Gespräch von Redakteur Matthias Spruck mit Christian Zittlau (49), Chef der Sprockhöveler Feuerwehr und stellvertretender Kreisbrandmeister.

Haben Sie aktuell alle Kameraden an Bord oder gibt es Ausfälle?

Im Wesentlichen sind alle da, es gibt bei der Sprockhöveler Feuerwehr keine Corona-Kranken, das sollte auch für unsere Bürger die Kernbotschaft sein.

Wie ist die Stimmung?

Die Kollegen sind hoch motiviert, was natürlich auch damit zusammenhängt, dass jetzt viele von ihnen Homeoffice machen und weniger rauskommen. Da sind Einsätze Abwechslung. Andererseits leiden auch Angehörige der Feuerwehr unter den zahlreichen Verboten, die für alle gelten.

Der Job der Feuerwehr bringt auch enge körperliche Zusammenarbeit mit sich. Wie funktioniert das jetzt?

Das kann man nicht grundsätzlich ändern. Während der Einsätze sind wir ohnehin meist unter Maskenschutz, außerhalb der Einsätze und beim Krankentransport oder bei Türöffnungen etwa tragen die Kameraden den Nasen-Mund-Schutz wie alle anderen auch. Je nach Einsatzsituation passen wir unsere normale Schutzausrüstung an. Dazu gehört dann natürlich auch die Nutzung von Schutzmasken.

Sind die Fahrzeuge beim Einsatz geringer besetzt?

In die Gruppenfahrzeuge passen neun Feuerwehrleute, jetzt achten wir darauf, sie mit weniger Einsatzkräften zu besetzen und von Fall zu Fall dafür ein weiteres Fahrzeug mitzuschicken.

Haben Sie dann in der Folge genügend Fahrzeuge bei großer Alarmierung?

Sprockhövel hat wie alle Städte einen Brandschutz-Bedarfsplan, der dafür sorgt, dass wir entsprechend der Größe von Sprockhövel mit einer genügenden Anzahl von Fahrzeugen ausgestattet sind.

Werden Feuerwehrleute auf das Virus getestet?

Nein, nur wenn ein begründeter Verdacht besteht, so wie bei allen anderen auch.

Viele Feuerwehren im Land haben sich in der Corona-Krise auch über ihren Dienst hinaus mit freiwilligen Hilfeleistungen für die Bevölkerung engagiert, was durchaus auch kontrovers diskutiert wird. Gibt es das auch in Sprockhövel?

Es war auch gleich zu Beginn der Krise bei uns Thema. Da Sprockhövel aber bei ehrenamtlicher Hilfe wie etwa durch die Flüchtlingshilfe sehr gut aufgestellt ist, beschränken wir uns auf Unterstützungsangebote für die Familien älterer Feuerwehrangehöriger in unserer Stadt. Darüber hinaus helfen wir bei der Verteilung von Schutzmaterial wie Anzüge, Masken, Handschuhe: Die bringen wir von der Kreisverwaltung zu unseren beiden Altenheimen – heute schon zum siebten Mal.

Hat das Arbeitspensum für Sie zugenommen?

Es ist gleichgeblieben, wir verbringen aber deutlich mehr Zeit damit, intern die Kollegen über Themen der Sicherheit aufzuklären.

Wie sieht es aus mit Sitzungen, Übungen, Lehrveranstaltungen?

Wir haben alles heruntergefahren, auf allen Ebenen auf null. Aber nach wir vor werden alle Einsätze vorbereitet, die Fahrzeuge bewegt, auch die Drehleiter geprüft, damit im Ernstfall alles funktioniert. Aber es wird weniger Personal dafür eingesetzt.

Was machen die Kinder- und die Jugendfeuerwehr?

Auch hier finden keine Zusammenkünfte in körperlicher Form statt. Aber wir sehen zu, dass die Mitglieder der Jugendfeuerwehr Fragebögen nach Hause geschickt bekommen, um im Thema zu bleiben und die Motivation für die Feuerwehr aufrecht zu erhalten. Für die Kinderfeuerwehr gibt es Telefonkontakte und Feuerwehr-Bastelbögen, aber alles in Maßen. Die haben ja auch für die Schule zu lernen.

Die Feuerwehr Sprockhövel gliedert sich in drei Löschbereiche. Der Löschzug Haßlinghausen als größte Einheit besteht aus den Löschgruppen Haßlinghausen, Hiddinghausen und Schmiedestraße.

Der Löschbereich 2 setzt sich aus dem Löschzug Niedersprockhövel und der Löschgruppe Obersprockhövel zusammen. Den dritten Löschbereich bildet der Löschzug Gennebreck.