Sprockhövel. In Corona-Zeiten ist der Umbau des Matthias-Claudius-Hauses eine Herausforderung. Wie sie gemeistert wird. Dritter Bauabschnitt beginnt jetzt.

In welch schwieriger Situation sich Alten- und Pflegeheime während der Corona-Krise zurzeit befinden, ist häufig Gegenstand von medialer Berichterstattung. Die völlige Isolation gegenüber der Außenwelt und besonders die strikte Trennung von Bewohnern und Familienangehörigen bedeutet zwar gesundheitlichen Schutz, aber eben auch großes emotionales Leid.

Im Matthias-Claudius-Haus am Perthes-Ring in Niedersprockhövel kommt zu diesen Problemen noch hinzu, dass dort seit mehr als einem Jahr ein neuer Trakt gebaut und bestehende Zimmer grundlegend saniert werden. „Hintergrund ist eine neue gesetzliche Bestimmung, wonach in einem Pflegeheim 80 Prozent Einzelzimmer vorgehalten werden müssen“, sagt Einrichtungsleiterin Andrea Flessa.

Das Matthias-Claudius-Haus in Sprockhövel befindet sich derzeit im Umbau

In einem ersten Bauabschnitt bekam das Bestandsgebäude einen Anbau, in dem 20 neue Einzelzimmer mit Bad entstanden, im Erdgeschoss ist eine Tagespflege für zwölf Gäste untergebracht. Seit dem letzten Sommer ist der zweite Bauabschnitt dran, der jetzt zum Abschluss kommt: Im Altbau wurden acht Doppelzimmer instandgesetzt und aus ehemaligen Dienst- und Personalräumen acht Einzelzimmer geschaffen. „Zurzeit werden wir mit Möbeln beliefert, es kommen Gardinen herein, und am Freitag haben alle mit angepackt, weil einige Bewohner innerhalb des Hauses umgezogen sind“, berichtet Andrea Flessa.

Umgebaut wird das Matthias-Claudius-Haus in Sprockhövel.
Umgebaut wird das Matthias-Claudius-Haus in Sprockhövel. © Perthes-Stiftung | Andrea Flessa

Wie haben es die Menschen in der Einrichtung bislang verkraftet? „Insgesamt ist alles gut gelaufen“, bilanziert Flessa. Da sei viel Pragmatismus und Improvisationsvermögen bei allen im Haus Beschäftigten und auch bei einigen Bewohnern selbst zum Einsatz gekommen. Aber sie räumt ein, dass zwei Jahre Lärm und Dreck im direkten Umfeld insbesondere bei den demenzkranken Bewohnern schwierig zu verkraften gewesen sei.

Bauarbeiten in Corona-Zeiten fordern Bewohnern und Mitarbeitern viel ab

„Um diese Hälfte unserer Bewohner haben wir uns in dieser Zeit besonders kümmern müssen“, sagt die Einrichtungsleiterin, und sie dankt den einfühlsamen Kolleginnen und Kollegen, dass viele Bewohner trotz aller Widrigkeiten bedingt durch Bauen und Corona sich weiterhin geborgen fühlen konnten.

Was in der von einem evangelischen Träger verantworteten Haus auch fehlt, ist die unmittelbare geistliche Unterstützung. „Der Pfarrer schickt zwar Andachten, die hier dankbar weitergereicht werden, und telefonisch gibt es auch Verbindung“, sagt Andrea Flessa. Aber persönlich kommen darf der Geistliche nur dann, wenn ein Bewohner im Sterben liegt.

Dritter Bauabschnitt beginnt jetzt

Immerhin: Im nun beginnenden dritten und letzten Bauabschnitt, bei dem 16 Einzelzimmer im Altbau saniert werden sollen, wird strikt auf die Trennung von Bauen und Wohnen geachtet. „Baufirma und Bewohner werden sich dann nicht mehr im Haus begegnen“, sagt Andrea Flessa. In Zeiten ohne Seuche hätten alle Menschen in der Einrichtung Ende April Bergfest gefeiert, was natürlich ausfallen musste. „Unser Grillen werden wir in der Zeit danach nachholen“, verspricht sie.