Sprockhövel. Christliche Gemeinschaft lebt von Nähe, die zurzeit verboten ist. Pfarrer Martin Funda berichtet, dass trotzdem niemand allein gelassen wird

Pfarrer Martin Funda von der evangelischen Kirchengemeinde Bredenscheid-Sprockhövel ist für seinen Optimismus bekannt. Im Gespräch mit Redakteur Matthias Spruck zeigt er, dass Kirche angesichts der Herausforderung durch die Corona-Krise und trotz Verboten von Gottesdiensten, kirchlichem Unterricht und dem persönlichen Seelsorgegespräch nicht sprachlos geworden ist - auch, weil alle in der Kirchengemeinde mitziehen.

Was geht im Schatten von Corona noch bei Ihnen?

Gerade heute Vormittag haben wir eine neue Rundmail an die Gemeinde verschickt. Die frohe Kunde: Wir haben für unseren Einkaufsservice mehr Freiwillige gefunden, als es bislang Nachfrage gibt. Darüber hinaus gibt es wöchtentliche Andachten auf der Homepage der Gemeinde, im Rundbrief, auf Papier für Ältere, die wir ihnen in den Briefkasten stecken. Wir haben in unserer Kirchengemeinde viele Aktive, die sich jetzt besonders kümmern, niemand fällt durchs Netz.

Wie sieht der Alltag eines Pfarrers jetzt aus?

Wir sitzen noch mehr zu Hause im Homeoffice als früher, die Termine im weitläufigen Umland unserer Gemeinde fehlen mir sehr. Durch das Kontaktverbot ist alles digitaler und distanzierter geworden, das finde ich schade. Die jungen Gemeindeglieder erreichen wir aber ohnehin über Mails und andere digitale Angebote. Bei den Älteren wird mehr telefoniert. Die mittlere Generation der 30- bis 50-Jährigen wollen wir künftig besser über Facebook erreichen.

Wie muss man sich seelsorgerliche Telefongespräche vorstellen?

Das ist nicht mit der bekannten Telefonseelsorge zu vergleichen, wo es meist um tiefe persönliche Krisen geht. Wir werden auch nicht so oft angerufen, vielmehr rufen wir Gemeindeglieder an, weil wir nach dem Rechten hören wollen. Da geht es um Alltägliches: Wie geht es? Wird Hilfe benötigt? Man redet über dies und das, und am Ende ist der Gesprächspartner zufrieden. Darum geht es.

Spielt das Coronavirus eine Rolle?

Natürlich kommen wir in diesen Tagen immer wieder auf das Thema. Ich stelle aber fest, dass ältere Menschen deutlich gelassener mit Corona umgehen, vielleicht weil sie sich mit Sterben und Tod bereits auseinandergesetzt haben.

Wie laufen Beerdigungen ab? Nur noch am offen Grab?

Wir haben in der Gemeinde vergleichsweise große Kapellen, wo sich die Trauergäste gut verteilen können. Zahlenmäßig kann man nicht einfach die Tür zumachen: Wenn ein Verstorbener sechs Kinder hatte, wollen wir doch nicht losen, oder? Beerdigungen sollen würdevoll sein, das können wir nach wie vor gewährleisten. Das Problem mit der begrenzten Personenzahl ist ohnehin nicht so relevant, da Trauerfeiern meist kleinere Veranstaltungen sind.

Der wichtigste christliche Feiertag steht vor der Tür. Wird es zu Ostern ein besonderes Angebot der Kirchengemeinde geben?

Das ist noch nicht sicher. Vielleicht gibt es einen Ostergarten, wo Familien - schön hintereinander - die Ostergeschichte erfahren können. Das ist für die Kinder besonders schön. Das hängt aber auch davon ab, ob bis Ostern wegen steigender Fallzahlen nicht doch noch mehr Einschränkungen verfügt werden.

INFO
Die evangelische Kirchengemeinde weist darauf hin, dass der Kirchenkreis Drei-Minuten-Andachten auf YourTube anbietet, an denen Pfarrerinnen und Pfarrer aus allen Gemeinden des Kirchenkreises beteiligt sind.

Die musikalische Gestaltung liegt bei dem Sprockhöveler Kirchenmusiker Dani Simanjuntak.