Sprockhövel. Klaus Hestert will das Modell des Tiny House in Sprockhövel bekannt machen. Doch die Baugenehmigung scheitert bislang am Widerstand der Nachbarn.

Wenn die Kinder erwachsen und ausgezogen sind, entscheiden viele Ältere, die „große Hütte“ zu verkaufen und sich kleiner zu setzen. Auch für Klaus Hestert eine faszinierende Idee. Er denkt sie aber radikal. „Ich möchte in dem Neubaugebiet Im Riepelsiepen ein Tiny House – englisch etwa für „winziges Haus“ – bauen, acht Meter lang, 2,55 breit und vier Meter hoch. Doch obwohl ich sehr positive Rückmeldung von der Stadt habe, gibt es jetzt Schwierigkeiten.“

Holzverkleidung verstößt gegen Vorschrift

Eigentlich hätte das kleine Haus jetzt schon auf seinem Pachtgrundstück stehen sollen, aber die Baugenehmigung ist noch nicht da, weil es Probleme mit den Nachbarn gibt. Der 51-Jährige wollte sein Häuschen außen mit einer Holzverkleidung versehen, obwohl Putz in dem Bebauungsgebiet vorgeschrieben ist. Einige Nachbarn erhoben Einspruch gegen seine Idee, so dass er jetzt einen neuen Antrag stellen muss. „Ich würde ja so gerne mit den Nachbarn sprechen, ihnen meine Vorstellungen erzählen und natürlich auch viel über das Haus erklären. Das kann ich aber nicht. Denn ringsherum sind die Nachbarn noch gar nicht eingezogen, ich kenn’ sie nicht und bekomme von der Stadt aus Datenschutzgründen die Namen und Telefonnummern nicht“, bedauert der Maschinenbauingenieur.

Vorurteil gegenüber Tiny House

Klaus Hestert steht an seinem Pachtgrundstück in Sprockhövel; dort will er Rolling Tiny Houses zum Probewohnen aufstellen.
Klaus Hestert steht an seinem Pachtgrundstück in Sprockhövel; dort will er Rolling Tiny Houses zum Probewohnen aufstellen. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Vielen sei so ein Tiny House möglicherweise suspekt, weil man das wohl mit einem Lotterleben verbinde. Es sei aber eine faszinierende Idee, so ein Häuschen, in dem man alles hat, aber eben auf kleinstem Raum. „Es wird ein minimalistisches Leben sein, was dazu zwingt, wirklich nur das zu haben, was man auch zum Leben braucht. Das übliche Horten kann man sich da nicht erlauben“, sagt er. Susanne Görner vom Bauamt der Stadt stehe dem Projekt sehr positiv gegenüber, sagt Hestert. In großen Städten sei es immer noch sinnvoller, in die Höhe zu bauen. Aber in ländlicher Gegend, zu der ja Sprockhövel gehört, sei so ein Tiny House durchaus eine attraktive Lösung. „Denn Grundstücke sind bei der Stadt ja überaus rar, das macht es doch Sinn, ein kleines Haus zu bauen. Man hat dann so viel Platz, dass man um sein Haus herumgehen kann, was ja auch attraktiv ist. Und der Wunsch vieler, eigene vier Wände zu haben, wird auch erfüllt“, sagt der Hausbesitzer.

Geänderte Baugenehmigung fehlt noch

Denn das Wunschobjekt hat er schon gekauft, die nötigen Anschlüsse liegen auch schon vor Ort, so dass er nur noch die geänderte Baugenehmigung braucht. Mit einigen romantischen Vorstellungen, die viele mit so einem kleinen Häuschen verbinden, räumt der Ingenieur gründlich auf. „Viele meinen ja, man könne ein Tiny House einfach am Waldrand aufstellen. Das wird auch oft suggeriert, ist aber in Deutschland nicht erlaubt.“ Das Grundstück, das er jetzt gepachtet hat, ist recht groß. Er darf maximal zwei Häuschen in einem Bereich von 180 Quadratmetern aufstellen.

Wohnen, Kochen, Schlafen

„Diese Wohnform ist zwar noch recht jung, wird sich aber durchsetzen“, ist Klaus Hestert überzeugt. Die Aufteilung innen wird so sein, dass Wohnen und Kochen auf der unteren Ebene stattfindet, dann geht es eine Treppe hoch in die Schlafetage. Der 51-Jährige kennt sich mittlerweile gut aus mit den Wohn-Winzlingen aus. Aus dem Grunde will er auch – wenn sein Häuschen vom Haken auf die Erde gelassen wurde – sein Wissen gerne an Neugierige weitergeben.

INFO
Nichts geht in Deutschland ohne viel Bürokratie. So muss man auch für ein Tiny House einen regulären Bauantrag stellen. Das findet Klaus Hestert, der Im Riepelsiepen so ein Häuschen aufstellen möchte, aber völlig in Ordnung.

Bevor der Wohn-Winzling vom Kran zu Boden gelassen wird, müssen Frischwasser-, Abwasser- und Stromleitungen gelegt sein. Mit Gesamtkosten um die 70.000 bis 100.000 Euro sollte man rechnen, wenn man sich für so ein Haus entscheidet. Man braucht auch einen Architekten für das Projekt. Unter www.tiny-house-rhein-ruhr.de kann man sich Informationen über die Mini-Häuser einholen.