Sprockhövel. Leserinnen und Leser ließen das Jahr Revue passieren. Für das neue Jahr wünschen sie sich in Sprockhövel vernunftgeleitete Sachpolitik.
Immer am letzten Freitag eines Monats treffen sich Leserinnen und Leser dieser Zeitung zum Gespräch im Café Metamorphose. Zuletzt wurde jetzt das ereignisreiche Jahr in Sprockhövel gemeinsam betrachtet, jeder hat hier seine eigenen Eindrücke. 2020 feiert die Stadt ihr 50-Jähriges, und bei der Kommunalwahl werden politisch die Karten neu gemischt. Es wird spannend, so die einhellige Meinung der Lesercafé-Gäste.
Lesercafé startete im April 2017
„Die Aufstellung der Gegenkandidatin zu Volker Hoven im Ringen um das Bürgermeisteramt, das war doch zuletzt der Renner“, meinte Leser Erich Bühren zur Frage nach den wichtigesten Nachrichten in Sprockhövel 2019. So wie der Haßlinghauser sahen das auch die meisten anderen im Café Metamorphose. Seit April 2017 bietet die WAZ in Sprockhövel regelmäßig diesen lockeren Gesprächskreis an. Längst nicht jeder kann freitags vormittags kommen, Berufstätige etwa nur während ihres Urlaubs. Und so ist die Gästeliste jeden Monat eine andere, abgesehen von Stammgästen wie Hanni Rische und Gerdi Wagner – mal sind es fünf Teilnehmer, zumeist aber mehr als zehn, die während des zweistündigen Cafés vorbeischauen. Immer mal wieder sind Parteipolitiker dabei, der Löwenanteil der Anwesenden ist da aber ungebunden.
Kommunalwahl wirft Schatten voraus
Die Kommunalwahl im kommenden Jahr wirft ihre Schatten voraus. „Ohne dass ich mich hier für eine Partei aussprechen möchte: Ich find es gut, dass in Sprockhövel einen Frau Bürgermeisterin werden will“, sagte Gerdi Wagner. Worauf achten die Cafébesucher bei der Kandidatenwahl? „Unser nächster Bürgermeister sollte die Stadt und ihre Probleme kennen“, sagt Bernd Ochsenforth, der mit seiner Lebensgefährtin gekommen ist. Männlich, weiblich, Konfession oder ohne – die Diskutanten sind sich einige, dass dies im Prinzip keine Rolle spiele. Vielmehr falle die Qualifikation ins Gewicht: „Da sind Sabine Noll und Volker Hoven wohl gut vergleichbar“, meint Bühren.
Visitenkarte von Sabine Noll
Ein großes Plus, wirft Norbert Romstadt ein, sei wohl der Umstand, dass die CDU-Kandidatin ihren Dienst als Kämmerin in Monheim am Rhein in einer schuldenfreien Kommune versehe. „Eine gute Visitenkarte für den Job hier“, sagt auch Tillmann Schaub. Die Erfahrungen mit den aus dem Ruder gelaufenen Personalkosten, die in der Folge eine weitgehende Entmachtung von Bürgermeister Ulli Winkelmann nach sich zogen, hat das Vertrauen in Quereinsteiger ohne Verwaltungserfahrung bei den Gästen sinken lassen. „Wichtiger als die Parteizugehörigkeit ist das Handwerk und die Fokussierung auf Sachthemen“, ist Norbert Romstadt sicher.
Sozialer Wohnungsbau als wichtiges Thema
Die beiden anwesenden Kommunalpolitiker, Alexander Karsten von den Grünen und Jörg Müller von den Piraten, zeigten sich sehr interessiert an den Forderungen der anwesenden Bürgerinnen und Bürger. Der Konsens: Politik für Sprockhövel müsse vernunftgeleitet sein, wenn man populistische Parteien aus dem Stadtrat raus halten möchte. Weitere Themen waren der soziale Wohnungsbau, den die Leser dringend für Sprockhövel anmahnen und der Bürgerbus, für den es nach Ansicht der Leser durchaus Bedarf gibt, aber keine Freiwilligen für Vereinsgründung und Betrieb.
Multifunktionshalle für Haßlinghausen gewünscht
Und es gibt Wünsche für das neue Jahr. Der Haßlinghauser Bernd Ochsenforth hofft, dass sich die Planungen für eine Industrieansiedlung in Gangelshausen erübrigt, „da ist ohnehin nur Moorgebiet.“ Romstadt wünscht sich eine baldige Fertigstellung der für Haßlinghausen angekündigten Multifunktionshalle, in die eine zeitgemäße Stadtbücherei mit Veranstaltungs- und Aufenthaltsräumen einziehen kann.
INFO
Das Lesercafé der WAZ Sprockhövel findet immer am letzten Freitag des Monats von 10 bis 12 Uhr im Café Metamorphose, Hauptstraße 4, statt.
Anmeldungen sind nicht nötig, die Themen entspringen keiner Tagesordnung, sondern dem Bedürfnis darüber zu sprechen. Den Kaffee oder Tee gibt es umsonst.