Sprockhövel. Die Gartenfreunde Sprockhövel haben wieder eine Saftpresse für die privaten Obstbaumbesitzer organisiert. Dieses Jahr kamen jedoch weniger.
Im Auftrag der Gartenfreunde Sprockhövel machte die Obstpresse aus Mettmann Station auf dem Geflügelhof Knippschild. Im Vergleich zum Vorjahr fuhren diesmal weniger private Autos vor, um die Erträge ihrer heimischen Apfel- und Birnbäume in Saft verwandeln zu lassen. Auch das sind Folgen eines heißen, trockenen Sommers.
Ein Beitrag zum Erntedank
Hans-Walter Sante, Vorsitzender der Gartenfreunde Sprockhövel, zeigt sich an diesem sonnigen Vormittag sehr zufrieden. „Es gibt in unserem Stadtgebiet so viele Häuser mit Garten, mache sind sehr groß. Darauf wachsen häufig Obstbäume, deren Früchte nicht immer gepflückt und verwertet werden“, sagt er. Sie fallen ab, verfaulen. „Insofern ist unser Angebot, zu Hause Wäschekörbe auch mit Fallobst zu füllen und hier pressen zu lassen, auch ein Ausdruck von Erntedank.“
Firma Rapp berechnet 5,50 Euro pro Fünf-Liter-Schlauch
In der Frühe ist Udo Rapp aus Mettmann angereist und hat seinen Anhänger aufgeklappt. Zum Vorschein kommt die motorisierte Saftpresse. „Zum Service gehört es, dass in der Anlage das Obst zunächst gewaschen wird, dann gepresst“, erläutert Rapp. Der Rohsaft wird gefiltert und in einen Tank gepumpt, dort pasteurisiert, zuletzt in Fünf-Liter-Schläuche abgefüllt und in gut transportierbare Kartons verpackt, die die Obstlieferanten wiederum in ihren Kofferräumen stapeln. Pro Schlauch fertigen Apfel- und Birnensaft berechnet Rapp 5,50 Euro, „wenn wir Quitten pressen, 8 Euro pro Liter, da hat das Mahlwerk deutlich mehr zu tun.“ Zu den ersten Kunden, die heute auf dem Geflügelhof in Obersprockhövel vorfahren, gehört Heiko Hagenauer, der aus Solingen kommt. Aus seinem Kombi hievt der Familienvater einige prall gefüllte Körbe – Äpfel und Quitten bunt gemischt. „Der Geschmack der Fruchtsorten ist sehr unterschiedlich“, räumt er ein, „aber meine Familie mag das.“ 30 Kilo Quitten und 80 Kilo Äpfel, das ergeben rund 50 Liter Saft. „Diese Menge reicht, damit meine Familie gesund über den Winter kommt“, sagt der Solinger.
Jeder bekommt hier seinen eigenen Saft
Im Gegensatz zu den großen Mostereien, wo Privatleute gewogenes Obst abgeben und aus Riesentanks eine entsprechende Menge Saft abgefüllt bekommen, erhält der Abgebende bei Rapp ausschließlich den Saft seiner mitgebrachten Früchte. Nachdem Heiko Hagenauer nach einer halben Stunde mit seinem Obst durch ist, reinigt Udo Rapp die mechanischen Bestandteile der Presse und die Filter kurz mit Spritzwasser. „So bekommen wir auch die letzten Quittenreste weg, denn deren sehr sauren Geschmack mag nicht jeder, der danach wieder Äpfel einfüllt.“
Auf Schrumpelobst folgt formschöner Boskop
Ulrike Düsterloh aus Sprockhövel ist die nächste. Waren die vorher gepressten Früchte überwiegend klein und schrumpelig, so hat die Frau aus Niedersprockhövel gut 35 Kilo sortenreinen und formschönen Boskop mitgebracht. „Der ist so attraktiv, den hätten Sie auch auf dem Markt verkaufen können“, kommentiert Sante. Düsterloh, selbst Mitglied bei den Gartenfreunden, kommt zum ersten Mal. Zur Seite weg von der Presse quillt beim Pressvorgang die Trockensubstanz, die von Äpfeln, Birnen und Quitten übrig bleibt. Die völlig entsaftete Masse plumpst in bereit stehende Schubkarren. „Diesen Trester behalte ich“, sagt Horst Knippschild, Herr des Geflügelhofes. Damit füttert er sein Federvieh, damit es zu Weihnachten prächtig gedeiht.
INFO
Trester sind die vorwiegend festen Rückstände, die nach dem Auspressen des Saftes von Obst, Gemüse oder Pflanzenbestandteilen, wie Äpfeln, Weintrauben, Karotten oder Tomaten übrig bleiben.
Die Rückstände beim Mahlen und Pressen von Kaffeebohnen für Espresso und Kaffee und der bei der Herstellung von Olivenöl anfallende Presskuchen werden ebenfalls als Trester bezeichnet.