Sprockhövel. Nach einer Bürger-Beschwerde befasste sich der Umweltausschuss in Sprockhövel mit Osterfeuern. Künftig darf nicht mehr jeder eigenmächtig zündeln.

Die Zeiten, wo in Sprockhövel nach Einreichung eines Formulars jeder berechtigt war, sein eigenes Osterfeuer anzuzünden, sind vorbei. Nach einer Bürgerbeschwerde entschied jetzt der Umweltausschuss, die Feinstaubbelastung durch bislang 320 Feuer erheblich zu reduzieren.

Osterfeuer werden heute kritisch gesehen

Im Juni hatte der Ausschuss für Anregungen und Beschwerden sich entschieden, den Einwand einer Bürgerin zum Anlass zu nehmen, nach vier Jahren erneut das Thema der Umweltbelastung durch unkontrollierte Brauchtumsfeuer wieder in einen Fachausschuss zur Beratung zu geben. 2015 waren Bemühungen um eine Einschränkung gescheitert. Fakt ist: Was früher ohne Diskussion und ohne Problembewusstsein als Brauchtum eine Selbstverständlichkeit war, muss sich in der heutigen Klimadebatte rechtfertigen. Im Ausschuss wurde vorgetragen, dass Untersuchungen des Umweltbundesamtes zu Osterfeuern zufolge hohe Feinstaub- und Stickstoffoxidemissionen zu einer örtlichen Belastung der Luftqualität führen können. „Insbesondere für Asthmatiker und Allergiker kann der Aufenthalt im Freien nur eingeschränkt erfolgen“, schreibt das Amt.

Sprockhövel ist bislang Spitzenreiter

Recherchen der Stadtverwaltung Sprockhövel im Ennepe-Ruhr-Kreis haben ergeben, dass in Sprockhövel und im Vergleich zu den anderen kreisangehörigen Städten mit großem Abstand die meisten öffentlichen Osterfeuer abgebrannt werden. In der Nachbarstadt Hattingen waren zuletzt es bis zu einer Neuregelung 2014 die unglaublich hohe Anzahl von etwa 430 Feuer gezählt worden, jetzt im Frühjahr 2019 nur noch 244. Alle anderen Städte im EN-Kreis liegen – abgesehen von Gevelsberg – im zweistelligen Bereich, in Ennepetal sogar nur bei neun.

SPD, CDU und Grüne setzen sich durch

Osterfeuer im Ennepe-Ruhr-Kreis
Osterfeuer im Ennepe-Ruhr-Kreis © funkegrafik nrw | Marc Büttner

Die Diskussion im Ausschuss verlief einigermaßen einheitlich zugunsten einer Neuregelung. Lediglich die Freien Wähler MiS, die WfS (beide formulierten im Beratungsverlauf eigene Anträge) und die FDP mochten sich nicht in die bislang praktizierte Brauchtumsregelung, wonach in Sprockhövel ohne Einschränkungen seitens der Verwaltung gefeuert werden darf, einmischen. Ein Antrag der SPD wurde leicht abgewandelt mit den Stimmen von SPD, CDU und Bündnisgrünen verabschiedet. Übernommen wird aus anderen kreisangehörigen Städten des Ennepe-Ruhr-Kreises die Praxis, dass nicht mehr jeder Bürger, sondern nur noch die „in der Ortsgemeinschaft verankerten Glaubensgemeinschaften, Organisationen, Vereine und Nachbarschaftsgemeinschaften mit circa 20 Personen am Karsamstag in der Zeit von 15 bis 24 Uhr veranstalten“ dürfen. Insofern wurden Vorgaben in Hattingen übernommen.

Krefting wittert „Verbotskultur“

MiS-Ratsherr Holger Krefting hatte nach der Sitzung des Anregungsausschusses zum Thema Osterfeuer im Juli in einer Stellungnahme in der WAZ die „Verbotskultur“ in Sprockhövel kritisiert: „Unter dem Deckmäntelchen des Umweltschutzes sind derzeit Wählerstimmen abzugreifen und panisch zu sichern, eine unsinnige Maßnahme nach der anderen wird durchgeprügelt“, hatte der Lokalpolitiker geschrieben. Vor diesem Hintergrund stehe es zu erwarten, dass auch Großveranstaltungen wie Stadtfest und Nach(t)schlag wegen erhöhten Verkehrsaufkommens verboten werden könnte.

INFO

Der Brauch des Osterfeuers ist germanisch-heidnischen Ursprungs. Das älteste schriftliche Zeugnis ist ein Briefwechsel zwischen dem Missionar Bonifatius und Papst Zacharias aus dem Jahr 751.

Da hier die Frage aufgeworfen wurde, wie die Kirche mit dem Phänomen Osterfeuer umzugehen habe, lässt sich schließen, dass die römische Kirche Osterfeuer bis dahin noch nicht kannte.