Sprockhövel. Cornelia Mühlböck hat nur noch wenige Tage zu arbeiten: Die Sprockhöveler Einrichtungsleiterin schaut auf ein glückliches Berufsleben zurück.
Cornelia Mühlböck gehört zu den dienstältesten Kindergärtnerinnen in Sprockhövel. Zum Monatsende ist Schluss: Dann geht die Leiterin der Natur-Kita in Schee nach 40 Jahren und acht Monaten in den Ruhestand.
Leiterin wohnt nur knappen Kilometer entfernt
Gleich am ersten Tag dachte Cornelia Mühlböck verdrossen: „Das ist kein Job für mich, die Kinder hören ja gar nicht auf mich.“ Das war in ihrem Anerkennungsjahr Anfang der Siebziger, aber schon bald wurde die junge Erzieherin in ihrer Überzeugung bestätigt, in einem Beruf glücklich werden zu können, der kleine Kinder nicht nur auf das Leben in der Schule vorbereitet. Die gebürtige Schwelmerin, die heute nur knapp 800 Meter von der wunderschön im Grünen gelegenen Einrichtung wohnt, sieht am Ende ihrer an guten Erfahrungen reichen Berufszeit glücklich auf die verbleibenden Tage. „Wir sind hier gut aufgestellt, unser Team mit insgesamt 22 Erzieherinnen wird auch unter meiner Nachfolgerin Ulrike Kügler-Kümpel weiterhin ein ansprechendes Betreuungsangebot für unsere Kinder im Bereich Haßlinghausen sicherstellen“, sagt sie.
Ihr Blick auf den Fachkräftemangel
Trotz ihrer positiven Sicht auf ihren Beruf ist Cornelia Mühlböck nicht entgangen, dass es republikweit einen massive Fachkräftemangel im Beruf der Erzieherin, weiblich wie männlich, gibt. In der Sprockhöveler Kommunalpolitik wird zurzeit über eine neue Kita in Haßlinghausen beraten, da bekam die Personalfrage große Aufmerksamkeit. Das oft geäußerte Verdienstargument lässt Mühlböck nicht gelten: „Nach der Ausbildung erhalten junge Erzieher rund 1600 Euro netto, da wird in vielen Berufen deutlich weniger bezahlt.“ Über die Jahre seien die Anforderungen an ihren Beruf jedoch deutlich gestiegen, „das könnte sich schon auch mehr in der Bezahlung widerspiegeln.“
40 Jahre Kinderbetreuung – da hat Cornelia Mühlböck viele über gesellschaftlichen Wandel erfahren. „In den 70er und 80er Jahren waren die Kinder vier Jahre alt, wenn sie kamen, Bedingung war, dass sie trocken waren“, erinnert sie sich. Die Mütter konnten viel eingebunden werden in den Alltag des Kindergartens, denn sie gingen in der Regel nicht arbeiten, mittags wurde die Brut pünktlich abgeholt. „Wir haben da aufwändige Basare und Feiern organisiert, hier war immer was los“, so die Kita-Chefin. Dann erfolgte die Erweiterung auf das dritte Lebensjahr, seit elf Jahren werden auch Zweijährige in der Kita aufgenommen. Gleichzeitig wurden die Betreuungszeiten erweitert und flexibilisiert, heute wird Betreuung in Schee von 7 bis 17 Uhr angeboten, aber auch bei Bedarf nur bis 14 Uhr.
Annäherung an das Kneippsche Denken
Während früher viel gebastelt wurde, sind die Kinder heute viel draußen. Vor einigen Jahren regte der örtliche Kneipp-Verein eine stärkere Hinwendung zur Natur an. Cornelia Mühlböck qualifizierte sich zur Kneipp-Erzieherin, später einige Kolleginnen auch. Auf dem Gelände der Natur-Kita gibt es ein Edelstahlbecken zum Wassertreten, das Qualitätssiegel von Kneipp muss als Zertifikat alle zwei Jahre aufs Neue erworben werden. Doch das ist für Cornelia Mühlböck jetzt kein Thema mehr, in der Einrichtung wird von einem Maßband täglich ein Zentimeter abgeschnitten, zum Ende des Monats lädt die scheidende Leiterin Wegbegleiter auch aus der Stadtverwaltung ein, und zum letzten Tag hat sie für ihre Schützlinge eine Theatertruppe aus Wuppertal engagiert.
INFO
Cornelia Mühlböck will im Ruhestand mehr reisen und sich um ihren großen Garten kümmern.
Andererseits schließt sie nicht aus, „bei Langeweile“ ab und zu in ihrer Kita, in der sie elf Jahre Leiterin und 35 Jahre Gruppenleiterin war, vorbeizuschauen.