Sprockhövel. . Der Einladung der Piraten zur „Crypto-Party“ mit Empfehlungen für problembewusstes Bewegen im Internet sind jedoch nur wenige Bürger gefolgt.

„Meine Daten gehören mir!“ heißt es aktuell auf den Wahlplakaten der Piratenpartei und mit diesem Slogan lässt sich auch die „Crypto-Party“ der lokalen Gruppierung im Ennepe-Ruhr-Kreis am Dienstagabend zusammenfassen. In der Begegnungsstätte, Dorfstraße 13, im Ortsteil Haßlinghausen hatten sich kreis- und lokalpolitische Vertreter der Partei um den Vorsitzenden Stefan Borggraefe versammelt um zu zeigen, wie eine „digitale Selbstverteidigung“ funktioniert. Dabei ging es im Kern darum, interessierten Bürgerinnen und Bürgern zu zeigen, wie eine sichere Kommunikation im Internet mit dem Smartphone und dem Notebook möglich ist.

Ein Gebot der Solidarität

Indes: Das Angebot der Piratenpartei wurde trotz ausgereifter und kompetenter Umsetzung nur wenig angenommen. Zwei Besucher waren zu der Veranstaltung gekommen und ließen sich von dem fachkundigen Team beraten und informieren. In der mehrstündigen Veranstaltung wurde den Teilnehmenden in offener Runde kostenfrei und in entspannter Atmosphäre etwa gezeigt, wie und welche Voraussetzung für das Versenden einer verschlüsselten E-Mail notwendig ist. „Ein sicherer Transfer durch eine Verschlüsselung der zu übermittelnden Nachricht ist eigentlich für jeden zu empfehlen“, sagte Stefan Borggraefe. Bei bestimmten Berufsgruppen, die unter einer Schweigepflicht stehen oder generell mit sensiblen Daten umgehen würden, mache eine Kryptografie grundsätzlich Sinn. Ein Abfangen der Dateien durch eine externe Manipulation, könnte zu großen Problemen führen. „Gleichzeitig sollte die Verschlüsselung aus Solidarität und Vereinfachung der Handhabung von allen Verbrauchern genutzt werden“, findet Stefan Borggraefe. Ansonsten könnten die Nutzer schnell unter einen Generalverdacht gestellt werden. Ohne eine Verschlüsselung einer Nachricht sei es zudem relativ einfach, die Daten abzufangen. Ob kleine oder größere Eingriffe, diese seien so jederzeit möglich.

Bedeutung des Themas Überwachung im Internet

Inhaltlich wurde mit den Interessierten aber nicht nur die praktische Anwendung geübt, sondern auch eine Einführung in die theoretischen sowie historischen Rahmenbedingungen der Kryptografie gegeben. Anhand einfacher und verständlicher Beispiele konnten die technischen Prozesse leicht nachvollzogen werden. Gleichzeitig wurden den Anwesenden erklärt, wie man sich anonym durch das Internet bewegen könne, wie eine Verkleinerung des eigenen Datensatzes möglich sei oder wie das Thema Überwachung im Internet immer größere Bedeutung gewinne.

Schritte im Internet müssen überlegt sein

„Wir müssen uns generell vor Augen halten: Eine absolute Sicherheit im Internet gibt es nicht“, erklärte Borggraefe. Man könne lediglich potenzielle Risiken minimieren und solle sich über seine Schritte im Internet und den Tätigkeiten auf den diversen sozialen Plattformen ernsthafte Gedanken machen. „Im Grunde ist es einfach, ich muss mich immer fragen, was meine Handlungen für Konsequenzen haben.“ Trotz des geringen Besucheraufkommens wurde intensiv diskutiert, informiert und für einen bewussten Kommunikation via Internet sensibilisiert. Wer mit den Vertretenden der Piraten ins Gespräch kommen möchte: Am 18. oder 25.Mai von 10 bis 13 Uhr sind sie in der Innenstadt von Hattingen auf Höhe der Oststraße zu finden.

KOMMENTAR von Matthias Spruck

Die Veranstaltung mit dem Namen „Crypto-Party“ war eigentlich Verbraucherschutz vom Feinsten. Die gastgebende Piratenpartei lud kostenlos zu Aufklärung und praktischer Sicherung von Smartphone und Notebook ein.

Doch es kam fast niemand. Das Thema Datenschutz ist präsent, die Folgen von zu wenig davon jedem interessierten Bürger klar vor Augen – vom Kanzlerinnen-Handy bis zu den fast alltäglich gemeldeten Hackerangriffen aus Russland und China.

Liegt es daran, dass Sprockhövel als alternde Kleinkommune zu wenig problembewusste, online-affine Bürger aufzuweisen hat? Oder liegt es an dem Anbieter? Die Piraten spielen in der Parteienlandschaft eine deutlich geringere Rolle als noch vor knapp zehn Jahren. Und vielleicht möchte man eine sensible Beratung eben nicht von einer politischen Partei.