Sprockhövel. . Erste Ergebnisse für das Handlungskonzept Wohnen offenbaren Schwächen von Sprockhövel: zu alt, zu teuer, Verluste durch Abwanderung.
Wer Stadtentwicklung betreibt, muss auch auf Faktoren wie Bevölkerungswachstum und -schrumpfung achten und den Wohnungsmarkt im Blick haben. Vor mehr als zwei Jahren wurde in Sprockhövel der Beschluss gefasst, ein Handlungskonzept Wohnen zu erstellen und in der Folge wurde die Firma Empirica aus Bonn letztes Jahr damit beauftragt, Klarheit auf diesem Feld zu schaffen. Im Ausschuss für Stadtentwicklung, Denkmalschutz und Wirtschaftsförderung gab es jetzt erste Ergebnisse.
Zahl der Neugeborenen sinkt
Zwar bleibt die Kleinstadt von den Horrorbefunden größerer Kommunen, wo Spekulanten ihr Unwesen treiben und durch Wohnungsknappheit die Mietpreise explodieren, weitestgehend verschont, „doch ist auch in Sprockhövel in den Segmenten eine Anspannung feststellbar“, berichtete Thomas Abraham von Empirica. Der Fachreferent wollte damit deutlich machen, dass in Sprockhövel die Kosten für Immobilien stiegen, die Neubauquote auf niedrigem Niveau verharre und die Bevölkerung altere und quantitativ zurückgehe, ablesbar auch an der sinkenden Zahl bei den Neugeborenen. „Das ist besonders ungewöhnlich vor dem Hintergrund, dass in den Nachbarstädten in diesem Bereich Wachstum zu verzeichnen ist“, betonte Abraham.
Zuzug verzeichnet Sprockhövel durch Migranten
Belastend für Sprockhövel ist zudem, dass die Kommune Wanderungsverluste zu verkraften hat. „Es sind nach unseren Erkenntnissen die jüngeren Menschen, die mit dem Erwachsenwerden ihre Heimatstadt hin zu größeren Nachbarkommunen verlassen oder gleich weiter weg ziehen“, so Abraham. Zuzug verzeichne Sprockhövel allein durch Migranten. Auch wirke sich der Mangel an neuen Gewebeflächen aus – Sprockhövel sei in der Folge mehr Wohn- als Arbeitsplatzstandort.
Bautätigkeit lässt nach
Thomas Abraham informierte, dass mit Blick auf die Einwohnerzahl zu wenige Wohnungen gebaut würden: 2017 betrug die Zahl nur noch 25 Prozent des Wertes von 2001. Und Verknappung steigert die Preise: Einfamilienhäuser sind in vier Jahren seit 2014 um rund 15 Prozent auf einen Wert von etwa 330.000 Euro gestiegen, die Preise für neue Eigentumswohnungen legten in dieser Zeit um rund 20 Prozent zu – der Quadratmeterpreis stieg von 2040 auf 2490 Euro.
Neubauten kaum erschwinglich
Der typisch deutsche Traum vom Eigenheim ist in Sprockhövel für viele kaum zu erfüllen: Im Neubaugebiet Riepelsiepen etwa variieren die Preise fürs Wohnhaus inklusive Grundstückspreis zwischen 400.000 und 800.000 Euro. Abraham hat herausgefunden, dass rund 60 Prozent der Käufer aus Sprockhövel stammen, „Menschen, die oft woanders gelebt haben und wieder zurückkommen wollen“, berichtete Susanne Görner von der Stadt. Leider seien die hohen Preise oft ein Grund, Schwierigkeiten bei der Suche nach einem passenden Grundstück zu haben.
INFO
Thomas Abraham betonte das Engagement der Stadt beim sozialen Wohnungsbau. So habe Sprockhövel doch noch einen erwähnenswerten Stand in diesem Bereich.
Bedenklich sei jedoch, dass die Zahl der staatlich geförderten Wohnungen zurzeit bei 370 liege und bis 2030 um 54 Prozent auf 170 sinken werde (in NRW liegt der Rückgang bei 36 Prozent).