Sprockhövel. . Die 31-jährige Viktoria freut sich auf die wöchentlichen Übungen an der Musikschule Haßlinghausen. Möglich macht das die Lebenshilfe-Stiftung.
Viktoria liebt das Klavierspielen. Dass die 31-Jährige das in der Musikschule in Haßlinghausen jede Woche üben kann, verdankt sie Spenden – Zeitspenden. Denn Viktoria lebt in einer Einrichtung der Lebenshilfe Ennepe-Ruhr/Hagen. Durch die Unterstützung der Lebenshilfe-Stiftung kann sie regelmäßig mit einer Begleitperson zum Musikunterricht fahren.
„Ich freue mich schon am Wochenende darauf, dass ich Dienstag wieder Klavier spielen kann“, sagt die 31-jährige Frau. Dann übt sie gemeinsam mit ihrer Freundin Katharina in der Musikschule Stücke am geliebten Instrument: „Heike, wir sind im Anrauschen“ ruft sie dann fröhlich schon im Flur ihrer Musiklehrerin Heike Quade zu.
Musikalität zeigte sich schon früh
Ungewöhnlich ist nur, dass Viktoria, die am liebsten „Viki“ genannt wird, das Erlernen des Klavierspiels nicht in die Wiege gelegt wurde. Zwar zeigte sich schon früh die Musikalität des Mädchens, doch eine starke körperliche Behinderung und eine leichtere geistige Beeinträchtigung schienen dem Instrumentalunterricht im Wege zu stehen. Aber man hatte die Rechnung ohne das ungemein positive Naturell der jungen Frau gemacht, die sich den Weg zur Musik freigekämpft hatte.
Dank der Zeitspende der Lebenshilfe-Stiftung kann sie den Klavierunterricht besuchen. Über die Zeitspende wird nicht der Unterricht, wohl aber die Begleitperson finanziert, die Viktoria zur Musikschule fährt, während des Unterrichts bei ihr bleibt und sie wieder heimbringt.
Die Noten in Zahlen und Zeichen übersetzt
Mit dem Modell der Zeitspende unterstützt die Lebenshilfe Ennepe-Ruhr /Hagen behinderte Menschen in Lebenslagen, für die der Kostenträger nicht zuständig ist.
Viktoria kann trotz ihrer Beinbehinderung gut gehen, doch dazu benötigt sie Spezialschuhe. Auch der linke Arm ist beeinträchtigt, so dass die junge Frau lediglich mit der rechten Hand die Tasten des Klaviers in der Musikschule bedienen kann. Heike Quade hat für ihre Musikschülerin die Noten in Zahlen und Zeichen übersetzt. Mit Konzentration und Fingerfertigkeit meistert Viktoria diese Herausforderung. Nur hier und da greift Heike Quade korrigierend ein.
„Das ist erfolgreiche Inklusion, denn Viktoria nutzt ein Musikschulangebot in ihrer Nähe“, sagt Katharina Nebel, Bereichsleiterin des Familien unterstützenden Dienstes der Lebenshilfe, über die Dreiviertelstunde Glück für Viktoria. Nicht nur für Viktoria, auch für Heike Quade ist dieser Musikunterricht „sehr erfüllend“.
Ilse Mruck ist eine engagierte Begleiterin
Der Dienstag ist Viktoria heilig, ihr und ihrer Begleiterin Ilse Mruck, mit der sie sich blendend versteht. Sie freut sich, wenn Ilse Mrucks blaues Auto auf den Hof einbiegt und sich die beiden dann auf der Fahrt zur Musikschule über Gott und die Welt unterhalten. Hier stimmt die Chemie.
Der engagierten Ilse Mruck ist es nicht schwergefallen, sich auf Viktoria einzulassen, denn als ehemalige Schulsekretärin an einer Förderschule für geistig Behinderte in Witten war sie sofort aufgeschlossen für den Menschen, den sie da kennen lernen würde. Beim Engagement für Viki ist es nicht geblieben, Ilse Mruck wirkt inzwischen auf vielen Feldern der Lebenshilfe mit, so auch beim Mittwochskreis und bei der Aktion „Zeit für mich! Urlaub ohne Koffer“.