19-Jähriger und mitangeklagter 21-Jähriger hatten 2018 den Rewe-Supermarkt auch in Sprockhövel überfallen und Angestellte mit Waffen bedroht.
Das Urteil im Prozess um die Raubserie auf Rewe ist gefallen: Das Landgericht Hagen verhängte am Freitag vier Jahre Jugendstrafe über einen 19-jährigen Ennepetaler. Ein mitangeklagter Mann aus Ennepetal (21), mit dem er zusammen einen weiteren Coup landen wollte, erhielt ein Jahr und neun Monate auf Bewährung.
Rund 44.000 Euro erbeutet
In der Zeit zwischen Januar und Mai 2018 wurden Rewe-Supermärkte im Ennepe-Ruhr-Kreis, unter anderem in Sprockhövel, überfallen. Das Gericht sah es nach dem vollumfänglichen Geständnis des jungen Mannes als erwiesen an, dass er an den drei schweren Raubtaten in Breckerfeld (27. Januar), Wetter (2. Mai) und Sprockhövel (11. Mai) beteiligt gewesen war. Der vorsitzende Richter der 1. Großen Hagener Jugendkammer, Jörg Weber-Schmitz, resümierte in der Urteilsbegründung noch einmal die Taten: „Die Raubüberfälle liefen im Großen und Ganzen immer gleich ab. Der Angeklagte drang mit einem oder zwei unbekannt gebliebenen Mittätern nach Ladenschluss in die Märkte ein.
Ennepetaler verprasste die Beute
Die Räuber waren maskiert und bedrohten die Ladenangestellten unter Vorhalt einer nicht geladenen Gaspistole und einer Plastikpistole und forderten Geld aus den Tresoren. Das Geld füllten sie zum Teil in mitgebrachte Sporttaschen oder in Tüten aus den Läden. Das Geld aus den Raubzügen, insgesamt rund 44.000 Euro, verprasste der Ennepetaler. „Der Angeklagte legte sich einen luxuriösen Lebensstil zu. Er kaufte sich überteuerte Kleidung aus exklusiven Boutiquen. Und er erwarb einen Mercedes E-Klasse, der bei den Taten in Wetter und Sprockhövel eine Rolle spielte“, fasste Weber-Schmitz zusammen.
Sondereinsatzkommando griff ein
Am 10. August schließlich endete das Leben in Saus und Braus abrupt. Der Ennepetaler hatte sich in seiner Heimatstadt zuvor einen Komplizen gesucht, den 21-jährigen Mitangeklagten, und sich mit ihm verabredet, einen weiteren Überfall auf einen Rewe-Markt in Lüdenscheid nach altbewährter Manier zu verüben. „Der Mitangeklagte wurde von ihm eingeweiht und war sich im Klaren, was da passieren sollte“, wandte sich der Richter nun an den zweiten Angeklagten.
Bevor es zur Tat kam, griff ein Sondereinsatzkommando der Polizei ein und nahm die beiden fest. „Hätten Sie die Autotüren geöffnet und losgelegt, wäre es ein versuchter schwerer Raub gewesen. So jedoch blieb es hier bei der Verabredung zu einem Verbrechen“, hieß es bezüglich der vierten Tat an beide Angeklagte.
Sprockhöveler Opfer musste Beruf wechseln
Bei beiden Männern berücksichtigten die Hagener Richter besonders die vollumfänglichen Geständnisse und auch die Reue, die beide in Form von Entschuldigungen wie beim 19-Jährigen oder im so genannten „letzten Wort“ geäußert hatten. Dennoch waren die vier Jahre Jugendstrafe für den Hauptangeklagten „erforderlich“, wie es Weber-Schmitz ausdrückte. „Sie sind mit erheblicher krimineller Energie vorgegangen. Einige Mitarbeiter haben psychische Folgen davongetragen wie Ängste oder können nicht in Spätschichten arbeiten.“
Besonders mit Blick auf das Opfer in Sprockhövel äußerte sich der Richter: „Die Geschädigte aus dem dortigen Lebensmittelladen hat einen kompletten Jobwechsel vollziehen müssen. Ein noch milderes Urteil wäre somit nicht zu rechtfertigen.“