Sprockhövel. . Die Grenze liegt bei 25.000 Einwohnern. Ein Problem für die Stadt: Das Land rechnet nur mit geschätzten Werten, die sind aber entscheidend.

Die Sprockhöveler werden weniger. Die Einwohnerzahl nähert sich nach Erhebungen der Stadt der 25.000-er Grenze. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes ist diese bereits unterschritten (Stand 31.12. 2017: 24.738) – das bedeutet Einbußen für die Stadt. Aber Sprockhövel versucht gegenzusteuern – mit Bauprojekten. Die Möglichkeiten gehen jedoch aus.

Haßlinghausen verliert die meisten Einwohner – mehr als 200 in fünf Jahren seit 2012. Aber auch in Niedersprockhövel geht es bergab. Dennoch: Die Einwohnerzahl, die die Stadt erhebt, liegt mit 25.256 noch klar über der Landesstatistik von IT NRW. Dort arbeitet man mit Hochrechnungen. Als deren Grundlage dienen Daten, die im Zensus 2011 gewonnen wurden.

neu! Hattingen Sprockhövel einwohnerentwicklung
neu! Hattingen Sprockhövel einwohnerentwicklung © Helge Hoffmann

Damals hatte Sprockhövel 24.410 Einwohner – laut städtischen Zahlen das letzte Jahr unter 25.000. Entscheidend ist die Grenze für finanzielle und organisatorische Belange. Dabei zählen die Werte des Landes, die Stadt kann aber Einspruch einlegen. „Für 2018 und 2019 werden aufgrund des vom Land angenommenen Rückgangs der Einwohnerzahl Einnahmeausfälle von 300.000 Euro erwartet“, so die Stadtverwaltung. Einbußen gibt es etwa bei Erträgen aus Konzessionsabgaben.

Neue Baugebiete ausgewiesen

Außerdem können mittlere kreisangehörige Städte ein eigenes Jugendamt einrichten, für kleinere übernimmt in der Regel der Kreis. Der EN-Kreis hält aber keines mehr vor. Stephan Sturm gibt für die Stadtverwaltung Entwarnung: „Den Bestand des eigenen Jugendamtes sehe ich nicht als gefährdet an, da die Stadt selbstverständlich versucht gegenzusteuern.“

Zum Beispiel mit Neubauten. So versucht die Stadt, Einwohner zu gewinnen. In den vergangenen Jahren sind Baugebiete in Hiddinghausen am Krüner und in Herzkamp an der Martin-Luther-Straße entstanden. In Niedersprockhövel wurden an der Hölterstraße/ Am Riepelsiepen 30 Wohnungen gebaut. Der Bereich Riepelsiepen II für etwa 110 Wohneinheiten wird zurzeit erschlossen. In der Planung ist ein Baugebiet zwischen Hölter­-/Brinkerstraße und am Beisenbruch mit 50 bis 60 Wohneinheiten, zudem ein kleiner Bereich (30 Wohnungen) an der Eickerstraße.

Reserveflächen in privater Hand

In Haßlinghausen sollen an der Straße Steinklippe beziehungsweise am Kickuthweg Ein- und Mehrfamilienhäuser entstehen. „Des Weiteren ist im Bereich Susewind an der Wittener Straße ein Lebensmittelmarkt geplant, daneben soll noch eine Wohnbebauung erfolgen“, teilt die Stadtverwaltung mit.

Reserveflächen gibt es dann aber kaum noch: Die wenigen übrigen Grundstücke, oft in guter Lage, befänden sich in Privatbesitz und die Eigentümer seien nicht bereit zu verkaufen. „Aufgrund dieser Reserveflächen und des Bevölkerungsrückganges ist es schwierig, neue Flächen auszuweisen, da der Regionalplanentwurf keine weiteren Flächen für Sprockhövel vorsieht.“

>>> Klage gegen NRW ist nicht aussichtsreich

Für Zuweisungen et cetera sind die Landeszahlen ausschlaggebend – wenn Sprockhövel die Grenze mehrere Jahre in Folge unterschreitet, drohen Konsequenzen.

„Grundsätzlich könnte die Stadt gegen IT NRW Klage erheben, aber das Bundesverfassungsgericht hat erst kürzlich Klagen der Stadtstaaten Hamburg und Berlin abgewiesen. Insoweit dürfte ein Klageweg wenig Aussicht auf Erfolg versprechen“, sagt Stephan Sturm.