Sprockhövel. . Einer der mutmaßlichen Serientäter muss sich vor der Jugendstrafkammer in Hagen für drei Raubzüge, einer davon in Sprockhövel, verantworten.

Drei maskierte und bewaffnete Gestalten erschienen kurz vor Ladenschluss im Rewe-Markt an der Hauptstraße in Niedersprockhövel. Was im Mai des vergangenen Jahres Mitarbeiter und Kunden erlebten, war der reinste Horror: Sie mussten sich auf den Boden legen. Die Männer raubten die Tageseinnahmen, stopften diese in eine gelbe Einkaufstüte und verschwanden mit ihrem Fluchtauto. Ab dem morgigen Freitag ist einer der mutmaßlichen Serientäter im Landgericht Hagen angeklagt.

Der Überfall

11. Mai 2018, ein Freitagabend um 20.48 Uhr. Die Mitarbeiter des Lebensmittelmarktes sind gerade dabei, Obst und Gemüse aus der Auslage in den Laden zu tragen. Da stürmen drei maskierte und bewaffnete Männer ins Geschäft. Mitarbeiter und anwesende Kunden werden bedroht. Sie werden gezwungen, sich auf den Boden zu legen. Eine Bäckerei-Verkäuferin kann sich noch blitzschnell in den hinteren Räumen verstecken. Zwei Räuber bewachen die am Boden liegenden Personen, der dritte verschafft sich Zutritt zum Büro. Die Mitarbeiterin dort wird gezwungen, den Tresor zu öffnen. Gut 14.000 Euro Tageseinnahmen werden in eine gelbe Plastiktasche gestopft.

Die Ermittlungen

Mitarbeiter wählen nach dem Überfall sofort den Notruf. Die drei Räuber rasen in einem schwarzen Mercedes, den sie auf einem benachbarten Parkplatz abgestellt hatten, Richtung Bochumer Straße/Fänkenstraße davon. Augenzeugen können noch das Nummernschild ablesen: ein EN-Kennzeichen, das, wie sich herausstellen wird, am Tag zuvor in Ennepetal gestohlen worden war. Der Mercedes gehört offenbar einem Serientäter und war eine Woche zuvor, am 2. Mai, bereits bei einem Rewe-Raubüberfall in Wetter und vier Monate zuvor im Januar bei einem Rewe-Raubüberfall in Breckerfeld eingesetzt worden. Bei einem geplanten Überfall auf einen Rewe-Markt in Lüdenscheid am 10. August 2018 griff die Polizei noch rechtzeitig am Tatort zu.

Der Prozess

Vor der 1. Großen Jugendstrafkammer müssen sich nun zwei Ennepetaler – 19 und 21 Jahre alt – verantworten. Der Jüngere sitzt seit einem halben Jahr in Untersuchungshaft. Ihm werden drei vollendete Überfälle auf Rewe-Märkte, darunter der in Sprockhövel, vorgeworfen. Der ältere Angeklagte wurde nach seiner Vernehmung auf freien Fuß gesetzt. Er befand sich zwar am Lüdenscheider Tatort, soll aber bei keiner Tat­ausführung dabei gewesen sein. Deshalb wird ihm „Verabredung zu einem Verbrechen“ vorgeworfen. Vorsitzender Richter Jörg Weber-Schmitz hat vorerst sieben Verhandlungstage bis zum 8. März anberaumt.

Die Beweislage

Die Gesamtbeute aus allen drei Überfällen beträgt 44.624,92 Euro. Beide Beschuldigte schweigen und haben mögliche Mittäter bislang nicht benannt. Sie wurden jedoch von Ermittlern vor dem geplanten Überfall in Lüdenscheid tagelang ausgespäht. Im Mercedes lagen Masken und Waffen. Die Hagener Gerichtssprecherin Inga Papajewski sagt: „Es gibt weitere Indizien. Bei einer Wohnungsdurchsuchung, allerdings in einer anderen Sache, wurden eine größere Menge Bargeld und Quittungen über Einkäufe in teuren Markengeschäften gefunden.“