Sprockhövel. . In der Glückauf-Halle steigt zum 29. Mal die Schlagernacht. Die Besucher lassen sich mitreißen, die Künstler sind begeistert von ihrem Publikum.
Davon kann sich Mallorca eine dicke Scheibe abschneiden. Wenn in der Glückauf-Halle die Schlagernacht beginnt, geht in Sprockhövel die Sonne auf. Sitzplätze? Schon lange vor dem Termin ausverkauft. Stimmung? Mega. Mitsingen? Ein Muss. „Was ist das hier eigentlich für eine super Stimmung?“ Das fragt Willi Herren, der nicht nur die Damen verzaubert. Das fragt auf der Bühne auch alle paar Minuten Mitch Keller.
Die bombastische Stimmung ist schon auf dem Parkplatz zu hören. Gute Laune, die durch Beton dringt – wann hat man das schon? Vor dem Eingang wird etwas schneller als sonst an der Zigarette gezogen, wer will schon die Stars verpassen, die drinnen einheizen. Der vermutlich jüngste Schlagerfan an diesem Abend ist die kleine Lara. Fünf Jahre alt ist die Süße, hat dicke Kopfhörer auf und strahlt. Schlager, das ist genau ihr Ding. Auch Mama Heike (36) fühlt sich wohl. Musik, die in Bauch und Beine geht. Eine Auszeit vom Alltag nehmen. Schlagerland Sprockhövel – an diesem Samstag ein Sehnsuchtsort.
Besucher mit weiten Anreisen
Die Autokennzeichen sprechen für sich: Essen, Bochum, Mettmann, Solingen, Köln, Wesel, Niederlande – der Schlager hat seine feste Fangemeinde, die sich von ein „paar“ Kilometer mehr oder weniger nicht abschrecken lässt. Jede blinkende und leuchtende Hundeleine ist an diesem Abend eine Kleinigkeit gegen das, was die Schlagerfans an Strahlkraft bieten: Blinkende Birnchen, heiße Hüte, auffallendes Outfit.
„Ich bin total überrascht, was hier für ‘ne Party abgeht“, sagt Sänger Mitch Keller immer wieder. Fast ist man geneigt, ihm sein Erstaunen zu glauben. Tatsächlich wollen die Fans nur eins: Feiern, feiern, feiern. Alkohol fließt in Strömen, auf den Tischen stehen nicht nur Gläser, sondern auch jede Menge Weinflaschen. Die Stimmung ist locker, die Leute sind ausgelassen, mit fortschreitender Zeit stehen sie selbst auf Tischen und Stühlen, singen mit. Wer nicht textsicher ist, gehört nicht dazu. Aber Melodie und Text kennt hier ohnehin jeder.
Willi Herren fetzt über die Bühne, was das Zeug hält. Sein Lied: „Sch... drauf – Mallorca ist nur einmal im Jahr“ scheint die Hymne des Abends zu sein. Die Schlagerexperten können sie fast rückwärts singen. „Alles, was leuchtet, anmachen“, ordnet er an. Das Publikum gehorcht gerne. „Und jetzt, die Arme hoch.“ Na, geht doch, stellt man fest. Die singenden „Jungs und Mädels“ oben auf der Bühne haben ihre Fans fest im Griff. „Ihr seid der Wahnsinn“, hauchen sie wieder und wieder ins Mikro.
Sorgen vergessen
Wenn zwischen den Interpreten maximal zehn Minuten Pausen sind, schallen aus der Box bekannte Schlager. „Verdammt, ich lieb dich, lieb dich nicht“, von Matthias Reim. Die ausgelassenen Fans nutzen die Zeit, um zwischen den quer und längs aufgebauten Tischreihen zu tanzen. Senioren genauso wie die Jungen. Die Schlager haben Leben in die Menschen gehaucht, so scheint es. Alle Sorgen sind vergessen für diesen Abend. Morgen ist ein anderer Tag.
Elke, 60, ist ganz verzückt. „Ich liebe deutsche Musik“, sagt sie. „Da versteht man die Texte und kann mitsingen.“ Keine Frage, sie bleibt bis zum Schluss und fährt dann durch die Nacht nach Solingen zu ihrem Zuhause zurück. Entspannt und glücklich.