Der 77-jährige Seniorchef der von Scheven GmbH, arbeitet seit einem halben Jahrhundert im Unternehmen. Gefeiert wurde mit den Mitarbeitern.
„So lange ich Spaß an der Arbeit habe, arbeite ich. Und ich hab’ Spaß.“ Die Sätze kommen aus tiefster Seele und man nimmt es dem Seniorchef der Firma von Scheven, Volker Wullstein, ab. 50 Jahre ist der 77-Jährige in diesem Oktober in der Firma und ans Aufhören denkt er noch lange nicht.
Allerdings räumt er ein, dass er mittlerweile etwas mehr Urlaub mit seiner Frau macht. Aber fast scheint es, als müsse er sich für den Urlaub vom Arbeitsplatz doch eher wegreißen. „Wenn man das ein Leben lang macht, dann kann man wirklich nicht aufhören.“ Mit seinem Sohn Mathias arbeitet er jetzt schon 14 Jahre im eigenen Betrieb zusammen. Die beiden verstehen sich ausgesprochen gut, das operative Geschäft hat aber längst der 44-jährige promovierte Maschinenbauer übernommen.
Liebe stellt Weichen fürs Leben
Über die Strategien der Firma wird zusammen beraten. Der Schwiegervater von Volker Wullstein, Rudolf von Scheven, hat das Familienunternehmen 1937 gegründet. Hauptabnehmer für die Absperrventile, die in der Druckluftversorgung eingesetzt wurden, war lange Zeit der Steinkohlebergbau.
„Eigentlich wollte ich Mathematik studieren und Lehrer werden“, sagt der 77-Jährige. Aber es kam anders. Als Schüler trieb er viel Sport bei der TSG Sprockhövel und als das Freibad gebaut worden war, trainierte er regelmäßig unter freiem Himmel. Ein „nettes Mädchen“ fiel ihm auf, mit dem er sich schnell anfreundete. Es war die Tochter des Firmengründers von Scheven. Aus der Freundschaft wurde Liebe und die hält bis heute an.
Diese Beziehung stellte allerdings auch die Weichen für sein berufliches Leben. Anstatt Mathematik studierte er Maschinenbau in Aachen, um dann in die Firma seines Schwiegervaters einzusteigen. Den Plan, Mathe, Physik und Sport zu studieren, übernahm dann seine Tochter, die Lehrerin geworden ist.
Geändert hat sich in den vergangenen 50 Jahren im beruflichen Feld unglaublich viel. Während anfangs noch die Technologie im Ruhrkohlebergbau Hauptabnehmer war, setzte schon damals das Zechensterben ein. Volker Wullstein reagierte frühzeitig auf diese Entwicklung mit einer zweigleisigen Strategie. Er richtete den Betrieb international aus und bediente unterschiedliche Branchen.
Über die Jahre wurden auf dem Betriebsgelände an der Brinkerstraße kontinuierlich die Produktionsflächen erweitert. Die größte Erweiterung fand im Jahre 2008 statt, als mit einer zweigeschossigen Halle und einem neuen, modernen Verwaltungsgebäude die Betriebsfläche um mehr als die Hälfte vergrößert wurde. „Das war ein klares Bekenntnis zum Standort Sprockhövel, wo wir immer bleiben wollten.“
Beim Rückblick auf die Arbeitsweise von vor Jahrzehnten kommt Volker Wullstein aus dem Schmunzeln nicht heraus. „Früher haben wir wirklich Zeichnungen am Reißbrett angefertigt. Wenn etwas nicht gestimmt hat, wurde es wegradiert und neu gezeichnet“, sagt er. Das seien noch die Zeiten gewesen, in denen man die Hardware kaufte und die Software kostenlos dazu bekam. „Unvorstellbar in heutigen Zeiten.“ Logistisch sei die Firma, die 60 Mitarbeiter hat, bestens aufgestellt. Mittlerweile bildet sie auch wieder junge Leute aus.