Sprockhövel. . Uwe Peise vermittelt die Bergbau-Faszination in Sprockhövel. Mit dem Förderverein Bergbauhistorischer Stätten macht er Stollen wieder zugänglich.
Uwe Peise ist begeistert vom Bergbau, das sieht jeder, der dem 47-Jährigen zuhört, wenn er beispielsweise über die Unterschiede zwischen Tunnel, Stollen und Schacht redet. „Tunnel und Stollen gehen waagerecht in die Erde. Der Schacht senkrecht.“ Schon als Jugendlicher erlebte er Abenteuer in den Wäldern Sprockhövels auf den Spuren des Bergbaus.
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„Die alten Schächte, der Dreck und die ganze Technik das ist doch super spannend für junge Menschen“, findet er. Zwar machte der studierte Elektrotechniker diese Faszination für die Welt unter Tage nicht zu seinem Beruf, aber den Großteil seiner Freizeit beschäftigt er sich auch heute noch mit dem Thema.
Stollen der Zeche Alter Hase instand gesetzt
So hat er unter anderem den Sprockhöveler Bergmannstag nach mehr als 60 Jahren mit wiederbelebt. Als Leiter des Arbeitskreis Sprockhövel des Fördervereins Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier und des Arbeitskreises Bergbauaktiv kümmert sich Peise um das Erbe des Bergbaus in Sprockhövel. Gemeinsam mit etwa 20 aktiven Mitgliedern hat er zum Beispiel einen alten Stollen der Zeche Alte Haase wieder instand gesetzt.
„Wir haben hier 800 Kilogramm Plastik von der Fensterfirma, die in dem Gebäude der Zeche ihren Betrieb hatte, rausgeholt und viele Schnapsflaschen.“ Einige Monate seien sie damit beschäftigt gewesen. Immer am Wochenende ging, wer wollte, unter Tage, um den Stollen wieder begehbar zu machen. Hundepfotenabdrücke im Schlamm zeugen von tierischen Begleitern. „Das sind die Spuren unseres Grubenhundes“, erzählt Peise lachend.
Ein weiteres Projekt liegt versteckt
Ein weiteres Projekt von Bergbauaktiv befindet sich versteckt in den Wäldern nahe der Autobahn: der Stock und Scherenberger Erbstollen. 1746 begann hier am Pleßbach der Bau des Stollens. Bis 1925 schufteten die Menschen unter Tage. 1989 wurde das Mundloch wiederentdeckt und durch eine Betonplombe verschlossen.
Förderverein und 13 weitere Arbeitskreise
Vor etwa 40 Jahren fanden sich erstmals bergbauinteressierte Bürger zusammen, die vorhandenen Reste des frühen Bergbaus im Muttental Wittens zu sichern und zu restaurieren.
1982 wurde der Förderverein Bergbauhistorischer Stätten hier gegründet. Weitere Arbeitskreise bildeten sich in 13 Städten und Kreisen des Ruhrgebietes, in Sprockhövel 1992.
Seit gut einem Jahr kümmern sich Peise und die anderen Ehrenamtler um die Wiederherstellung des Stollens mitsamt der Rösche, die das Wasser aus dem Stollen befördert und in den Bach leitet. „Hier war alles zugewuchert“, erzählt er mit Blick auf den Bach und den Eingang zum Stollen.
Antrieb ist die Traditionsbewahrung
Seine Familie hat sich längst daran gewöhnt, dass er samstags unter Tage ist. „Sie sagen dann halt ,Glück auf’“, meint er. Im Januar ist Bergbauaktiv etwas besonderes gelungen. „Wir haben ein Lichtloch entdeckt“, erzählt Peise begeistert. Das diente damals als Verbindung zwischen Stollen und der Welt über Tage, um Gerätschaften, Schutt und Luft zu befördern. „Etwa alle 100 bis 150 Meter wird es so ein Lichtloch geben“, nimmt Peise an, „wir müssen sie nur noch entdecken.“
Mit Helm, Stirnlampe, Handschuhen, Gummistiefeln, Schaufeln und Schubkarren ausgestattet graben sich die Abenteurer den Weg durch den Stollen wieder frei. „Die Bergleute von damals würden über uns lachen“, ist sich Peise sicher. Auch wenn sie hier damals nur mit Schlägel und Eisen bewaffnet zwei bis drei Zentimeter pro Tag weit kamen, die Leute waren Profis.
Bergbau wird wieder sichtbar gemacht
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Neben Abenteuerlust und Spaß hat das Engagement für Peise einen ernsten Hintergrund: „Wir machen den Bergbau, der unsere Region geprägt hat, wieder sichtbar. Früher haben Städte Relikte aus der Zeit einfach zugeschüttet und so gerät alles in Vergessenheit. Allein die Bergbauaktivität der Alten Haase ist seit mindestens 300 Jahren nachweisbar. Zuletzt haben bis zu 2000 Leute hier gearbeitet.“
Peise gibt sein Wissen, das er sich privat angeeignet hat, gerne weiter und bietet deshalb Führungen an. „Ich finde, dass man die Faszination für den Bergbau nur unter Tage vermitteln kann“, ist er überzeugt. „500 Jahre Geschichte sind jetzt einfach zu Ende“, bedauert er die letzte Zechenschließung im Revier.
Dass es im 19. Jahrhundert „hip war auf de Pütt zu gehen“, kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Mit den Männern von damals für ein Jahr tauschen? „Nein, das würde ich nicht wollen“, gibt er zu. „Man hat ja doch so seine Komfortzone.“