Sprockhövel. Sabina Maier hält an der Hauptstraße 59 in Niedersprockhövel das Erbe ihres 2010 verstorbenen Vaters Guerrino in Ehren – mit dem Eiscafé Civetta.
Wenn man Sabina Maier am Telefon mit tiefer Stimme italienisch sprechen hört, dann klingt das nach sechs Wochen Sommerferien inklusive Verlängerung – weil Schule im Leben eben nicht alles ist. Mit 20 ist sie einst in das Eisgeschäft ihres Vaters Guerrino eingestiegen, und das liegt inzwischen auch schon 31 Jahre zurück. „Mittlerweile kommen Stammkunden mit ihren Kindern hierher, die bei uns Eis gegessen haben, als sie selbst noch ganz klein waren.“
Eigene Kinder hat Sabina Maier zwar nicht, dafür aber sechs Mitarbeiterinnen, die sie zum Teil auch schon von klein auf kennt. „An guten Tagen kommen bei uns mehr als 60 Tisch-Bestellungen zusammen, zusätzlich zum Eisverkauf an der Theke“, erzählt Maier, die im norditalienischen Belluno zur Welt kam. „Das kannst du alleine gar nicht schaffen.“ Und sie gehört zu den Sprockhöveler Geschäftsleuten, denen das Internet nicht wirklich gefährlich werden kann: Eis schmilzt auch im digitalen Zeitalter schneller als jeder Mausklick. Aber: „Viele der Geschäfte, die es hier früher gab, als mein Vater in Sprockhövel angefangen hat, sind leider nicht mehr da. Auf der Hauptstraße hat sich eben viel verändert.“
Die Anfänge? Guerrino Maier, im Dorf gemeinhin als „Mino“ bekannt, war Zeit seines Lebens ein klassischer Eismann: Bevor er im Jahr 1959 am Busbahnhof Sprockhövels erste Eisdiele eröffnete und 1962 das heutige Eiscafé Civetta aus der Taufe hob, war er gemeinsam mit Sabinas Opa als Eisverkäufer in Venedig unterwegs. Der Monte Civetta in den Dolomiten wurde kurzerhand zum steinernen Namenspatron der Eisdiele. „Papa wollte damit Heimatverbundenheit zeigen.“
Mit Cookies und Whisky-Creme
Der Rest ist im Grunde genommen einfach nur eine ebenso eiskalte wie hausgemachte Geschichte: Taschengeld-Cents werden bei Civetta ebenso in Ware umgesetzt wie Familienbestellungen aufgegeben. „Die klassischen Sorten laufen nach wie vor am besten. Auf der Karte ist es immer noch das Spaghetti-Eis in allen Varianten.“ Und natürlich geht auch Sabina Maier mit der Zeit: Cookies hat sie ebenso im Angebot wie Whisky-Creme für die gesetzteren Jahrgänge. Sehr gut läuft mit dem „Seepferdchen“ aber auch eine Multivitamin-Sorte zugunsten einer DLRG-Aktion, die Kindern Schwimm-Unterricht ermöglicht.
All das erzählt Sabina Maier mit ihrer markanten Stimme, während sie in der Eisdiele ihres Vaters im Handumdrehen Bestellung für Bestellung abwickelt – von der (noch) etwas schüchternen Order zweier Kugeln im Hörnchen bis hin zum ziemlich coolen „Spaghetti to go“. Und der Kundschaft hier ist spätestens bei Entgegennahme der Ware klar: Mit Eis lassen sich auch in diesem Sommer Berge versetzen. Welche wie der Monte Civetta zum Beispiel.