Sprockhövel. . Die Zwiebelturmkirche gilt als Wahrzeichen der Stadt. Eine Besuchergruppe erfuhr jetzt die wechselvolle Geschichte und kletterte bis in die Kirchturmspitze.

Kinder räkeln sich auf der Liegewiese des Freibads, Autos fahren gemächlich die Bochumer Straße entlang, ein Fußball rollt die Hauptstraße runter, in der Ferne dreht sich das Windrad von Bauer Reuter – all das konnten die Teilnehmer der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ aus den schmalen Fenstern von der obersten Ebene des Zwiebelkirchturms aus sehen. Es war einer der Höhepunkte der von Kirchenarchivar Ulrich Sdroyek und der Pfarrerin Heike Rienermann angebotenen Führung durch das Wahrzeichen Sprockhövels.

Der 77-jährige Ulrich Sdroyek verstand es, die Besuchergruppe mit profunden Informationen zur Kirchengeschichte im Allgemeinen und der Sprockhöveler im besonderen zu fesseln – immer garniert mit kleinen, manchmal skurrilen Histörchen, die den Zuhörern in Erinnerung bleiben werden. „So war es ein katholischer Priester, der 1576 in Sprockhövel die Reformation eingeführt hat“, berichtete er. 1784 wurde nach dem Abriss der Vorgängerkirche der Grundstein für die heutige Zwiebelturmkirche gelegt – 14000 Reichstaler kostete der Bau, den die Gemeinde weitgehend über Darlehen, Spenden und den Verkauf von Holz im waldreichen Sprockhövel finanzierte. „Eine weitere Einnahmequelle waren feste Sitzplätze in der Kirche, die man kaufen konnte“, so Sdroyek, der auf die in die Bänke geschnitzten Namen verwies.

Die Turmbesteigung fand in Etappen statt und wurde von den Teilnehmern als überaus spannend empfunden, zumal der Aufenthalt hoch oben zur Mittagszeit genau mit dem Zwölf-Uhr-Schlag der mächtigen Glocken einher ging. „Da spürt man ein starkes Vibrieren im Körper“, fand Pfarrerin Rienermann. Ein Stahlgerüst in der Glockenstube sorgt für die Stabilität der vier schwingenden Glocken. Die verschalte Turmuhr wird seit einigen Jahren elektronisch gesteuert, „auf die exakte Uhrzeit können sich die Sprockhöveler also verlassen“, betonte Sdroyek. Etliche Leitern und steile Treppen arbeitete sich die Besuchergruppe durch die Turmhaube hinauf ins die „Laterne“, von wo aus in alle Himmelrichtigen schönste Aussicht zu genießen ist. „Mehrere elektrische Lichter hängen von der Decke, die in der Adventszeit für eine stimmungsvolle Beleuchtung sorgen“, so Rienermann. Sie berichtete auch von den Sanierungsbemühungen der Kirchengemeinde. In drei Bauabschnitten soll die Kirche erneuert werden, 70 000 von benötigten 870 000 Euro sind für den ersten Schritt, die Dachsanierung, bereits vorhanden. Im zweiten Abschnitt wird der Innenraum saniert – Bedarf hier: rund 380 000 Euro. Zuletzt wird dann die Außenfassade erneuert.